HESSEN Nitrofen in Eipulver aufgetaucht

Spuren des Unkrautvernichtungsmittels Nitrofen sind jetzt auch in Hessen in Eipulver gefunden worden. Das Pulver stammt aus Niedersachsen. Die Behörden geben erst einmal Entwarnung.

Bei einem südhessischen Lebensmittelgroßhändler ist Nitrofen-belastetes Bio-Eipulver aufgetaucht. Wie das hessische Sozialministerium am Donnerstag in Wiesbaden berichtete, wurden über den Händler Bäckereien in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen beliefert. Das belastete Produkt stamme von einem landwirtschaftlichen Betrieb aus Niedersachsen.

Zunächst keine Gesundheitsgefahr

Nach Angaben des Ministeriums hat der südhessische Betrieb rund eine Tonne Eipulver an seine Abnehmer ausgeliefert. Davon hätten noch rund 200 Kilogramm sichergestellt werden können. Die Nitrofen-Belastung des Eipulver liege oberhalb des Grenzwertes, sagte Ministeriumssprecherin Petra Müller-Klepper. Da das Eipulver bei der Verarbeitung in Bäckereien nochmals verdünnt werde, sei jedoch nicht mit einer Gesundheitsgefahr zu rechnen.

Befund durch Eigenkontrolle

Müller-Klepper erklärte, der südhessische Händler sei von August 2001 bis zum 21. Mai 2002 von dem niedersächsischen Betrieb mit granuliertem Vollei beliefert worden. Der niedersächsische Betrieb habe für sein Geflügel wiederum Nitrofen-belastetes Futter aus Malchin bekommen. Der Nitrofen-Befund im Bio-Eipulver sei durch eine Eigenkontrolle des Händlers offenbar geworden. Die Bundesregierung und die anderen Bundesländer seien am Donnerstag von den hessischen Behörden informiert worden.

Nitrofen auch in Thüringen aufgetaucht

Das verbotene Unkrautvernichtungsmittel ist auch in einer Getreidelieferung aus Thüringen nachgewiesen worden. Wie das Erfurter Landwirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte, hatte der Transporter, mit dem das verunreinigte Getreide aus konventioneller Erzeugung nach Holland gebracht wurde, vorher Gießereikoks und Dünger geladen. Darin könnten die »Ursachen für Verschleppungen« liegen, sagte Ministeriumssprecherin Katrin Trommer-Huckauf.

Herkunft: Niedersachsen

Der in Niedersachsen angemietete Sattelauflieger habe die Materialien allerdings eingeschweißt transportiert und sei nach Angaben des Spediteurs auch nach jedem Transport gereinigt worden. Bei der Überprüfung der Lieferung von 25 Tonnen so genannter Triticale, einer züchterischen Mischung aus Roggen und Weizen, in Holland seien 0,005 Milligramm pro Kilogramm Nitrofen nachgewiesen worden. Das entspreche der Hälfte des zulässigen Grenzwertes nach der Höchstmengenverordnung, sagte Trommer-Huckauf.

Analyseergebnisse folgen

Die Triticale stammten aus der Ernte 2001 von konventionellen Erzeugern aus der Region. Es habe drei weitere Lieferungen des Thüringer Unternehmens nach Holland gegeben, deren Empfänger ebenfalls umgehend informiert worden seien. Das Ergebnis sei zunächst an den Hauptsitz des Agrarunternehmens nach Nordrhein-Westfalen gemeldet worden. Die Überprüfungen hätten schließlich nach Thüringen geführt, wo sich eine Zweigniederlassung befinde. Das Unternehmen habe selbst vier weitere Proben zur Analyse ins Labor geschickt. Zusätzlich habe die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Proben von vorhandenen Mischfuttermitteln zur Untersuchung entnommen. Erste Analyseergebnisse würden am Freitag erwartet, sagte die Ministeriumssprecherin.

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