Hirschhausens Sprechstunde Die Sprache der Pflanzen

Unser Hausarzt staunt über die sensible und redselige Seite der Pflanzenwelt. Um den Ruf der Wildnis hören zu können, müsste er allerdings einen besseren Riecher haben
Unser Hausarzt staunt über die sensible und redselige Seite der Pflanzenwelt. Um den Ruf der Wildnis hören zu können, müsste er allerdings einen besseren Riecher haben
© Colourbox
Unser Hausarzt Eckart von Hirschhausen ist beeindruckt von der Redseligkeit der Pflanzen. Nur versteht man so wenig. Wie gern würde er in der Wiese Mäuschen spielen!

Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Typisch Mensch. Denkt, alles was es von Pflanzen zu hören gibt, sei ein Echo auf seinen Input. Weit gefehlt, denn mit neuen Untersuchungsmethoden kann heute belegt werden, was sensible Gemüter immer schon behauptet haben: Pflanzen reden!

Wie wir Menschen reden sie am liebsten über ihre Probleme. Wird ein Baum von einem Schädling befallen, schüttet er Signalstoffe aus, die Bäume in der Umgebung warnen: "Achtung, der Schädling kommt auch noch zu euch, fahrt schon mal eure Abwehr hoch!" Und dann bilden die Nachbarn vorab Bitterstoffe, die dem Eindringling das Leben verleiden. Eine schlaue Strategie, denn weglaufen kann ein Baum ja nicht. Von Menschen wurde dieser Ruf der Wildnis bislang überhört, weil den Pflanzen zum Reden ein paar Duftmoleküle in der Luft reichen. Und die Antwort kennt nur der Wind. So gesehen sind Bäume trotz ihrer Bodenständigkeit und festen Verwurzelung klassische Mobilfunker.

Wenn die Limabohne von Raupen angeknabbert wird, sondert sie einen speziellen Nektar ab, der Ameisen anlockt, die dann gegen die Raupe vorgehen. Was sich liebt, das schenkt sich Nektar. Und wenn die Bodentruppen der Ameisen nicht reichen, organisiert die Limabohne auch noch olfaktorisch Schlupfwespen aus der Luft, die den Raupenkörper für ihre eigene Fortpflanzung umfunktionieren - "win-win"! Die Ackerschmalwand kann an den Wurzelsekreten ihrer Nachbarpflanzen erkennen, wer zur Familie gehört und wer nicht. Das erinnert so ein bisschen an Partyspiele mit verbundenen Augen. Die Pflanze erkennt den Stallgeruch. Fremdlingen gräbt sie das Wasser ab, mit der Verwandtschaft arrangiert sie sich unter der Erde so, dass es für beide reicht.

Ein weites Feld

Esoteriker, die Bäume umarmen, wurden lange belächelt. Weil die Bäume sich ja nicht wehren können. Mimosen reagieren deutlich sichtbar, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Inzwischen wurden aber auch bei anderen Keimlingen Berührungsgene entdeckt, die über die Wuchsrichtung entscheiden.

Heranwachsende Pflänzchen, die regelmäßig gestreichelt werden, wachsen klein und buschig, während vernachlässigte Sprösslinge in die Höhe schießen. Wenn Prinz Charles das gewusst hätte, hätte er nicht nur mit seinen Pflanzen geredet, sondern auch gekuschelt. Und selbst die Geschichte von den Blumen und Bienen hat eine tiefere Bedeutung. Pflanze und Insekt haben ein vor Kurzem erst sichtbar gemachtes elektromagnetisches Feld um sich, das Informationen an die andere Art vermittelt. Und so spürt eine Hummel, wenn an der Blüte schon eine andere war. Wer dann wohl eifersüchtig auf wen ist? Ein weites Feld im wahrsten Sinne. Einmal in der Blumenwiese Mäuschen spielen...

Ich weiß noch nicht genau, was ich für Konsequenzen aus den ganzen Forschungsergebnissen über die sensible und redselige Seite der Pflanzenwelt ziehen soll - lieber Tiere essen?

GesundLeben
Eckart von Hirschhausen

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