Medikamenten-Kopfschmerz Selbst gemachte Dauerschmerzen

Jedes Schmerzmittel kann paradoxerweise Kopfschmerzen auslösen, wenn es über längere Zeit eingenommen wird. Dann hilft nur noch eine "Entziehungskur".

Vorsicht mit den Kopfschmerztabletten! Denn was viele nicht wissen ist, dass diese Medikamente Dauerkopfschmerzen verursachen können. Paradoxerweise kann jedes Schmerzmittel, das über längere Zeit geschluckt wird, zu chronischen Schmerzen führen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Der medikamteninduzierte Kopfschmerz ist der einzige, der heilbar ist - vorausgesetzt er wird als solcher erkannt.

Die Betroffenen haben zu Anfang meist einen episodischen Kopfschmerz, den sie mit Tabletten behandeln. Doch bei einer falschen Dosierung oder dem falschen Medikament nehmen die Schmerzen zu statt ab. "Das ist ein Teufelskreis", erklärt Ulrike Bingel von der Kopfschmerzambulanz des Uniklinikums Eppendorf (UKE) in Hamburg. Denn die Patienten schlucken immer mehr Tabletten und verschlimmern damit nur die Beschwerden. Deswegen rät Dietmar Krause vom Forum Schmerz, höchstens an zehn Tagen im Monat Schmerzmittel zu nehmen. "Außerdem auch nicht länger als drei Tage am Stück", betont er.

Eine Mischung aus Migräne und Spannungskopfschmerz

Nach Angaben der Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) leiden fünf bis zehn Prozent der Patienten unter einem medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz. Schon morgens wachen die Betroffenen mit einem dumpf-drückenden Schmerz im Kopf auf, der sich über den Tag verschlimmert. "Dieser chronische Kopfschmerz fühlt sich an wie eine Mischung aus Migräne und Spannungskopfschmerz", sagt Bingel.

Der medikamenteninduzierte Kopfschmerz kann nur mit einer "Entziehungskur" therapiert werden. Die Entgiftung kann ambulant in spezialisierten Praxen oder stationär in Kliniken erfolgen. "Am Anfang verschlimmern sich die Schmerzen", weiß Bingel. "Das ist wie bei einem Kater". Nach vier bis sechs Wochen lassen die Dauerkopfschmerzen nach und der ursprüngliche, episodische Kopfschmerz kommt zu Vorschein. Bei 70 Prozent der Patienten wirkt der Medikamentenentzug, schätzt die DMKG. Jedoch werden 30 Prozent wieder rückfällig. "Der Erfolg der Kur hängt von den Persönlichkeitsfaktoren ab", betont Professor Cornelius Weiller, Leiter der Neurologischen Klinik des UKE. Für Patienten mit einem chronischen Spannungskopfschmerz sei der Entzug zum Beispiel viel schwieriger. Das Gleiche gilt für Patienten mit einem Dauerkopfschmerz, der schon länger als fünf Jahre anhält.

Irena Güttel

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