Die Deutschen werden kaum noch größer. In den 90er Jahren sei die durchschnittliche Körpergröße von Wehrpflichtigen nur noch im Millimeterbereich gestiegen und stagniere nun, sagte der Humangenetik-Professor Uwe Jaeger in Jena. In den vergangenen 130 Jahren habe der Zuwachs des Durchschnittsdeutschen pro Generation hingegen drei Zentimeter betragen. Das berichtet das in Stuttgart erscheinende Magazin «Bild der Wissenschaft» in seiner August-Ausgabe. Im Jahr 1870 wurden die Menschen im Schnitt etwa 1,64 Metern groß. «Die durchschnittliche Körpergröße wird sich nun wahrscheinlich auf 180 bis 181 Zentimeter einpendeln», sagte Jaeger.
Kinder werden immer dicker
Die Messungen an Schulkindern bestätigen die Daten des Militärs. «Bei den Messungen der vergangenen Jahre gab es keine signifikanten Größenunterschiede mehr», sagte Jaeger. «Nur werden die Kinder immer dicker.» Der Wissenschaftler stützt seine Untersuchungen auf die längste fortlaufende Messreihe der Welt. An der Universität Jena liegen Listen über die Körpergrößen von Schulkindern seit 1880 vor. Die statistischen Daten der Militärs gehen - jedoch mit einigen Lücken - zurück bis auf 1840.
Lebensstandard hat die Deutschen groß gemacht
Hauptgrund für den Höhenflug bei der Körpergröße ist nach Jaegers Ansicht der gestiegene Lebensstandard. Seit Beginn der Industrialisierung essen die Deutschen gesünder, achten mehr auf Hygiene, leiden weniger an schweren Kinderkrankheiten und leben in größeren Wohnungen. Nach über 5000 Jahren stabiler Körpergrößen seien die Menschen daher seit Mitte des 19. Jahrhunderts stärker gewachsen. Die Umwelt beeinflusse das Wachstum allerdings nur zu einigen Prozent. Auch bei einer weiteren Verbesserung der Lebensumstände stoße die Anatomie irgendwann an ihre Grenzen. Jaeger prophezeit: «Bei 1,86 Meter Größendurchschnitt ist Schluss.»