Einer Forschergruppe um den Tübinger Professor Burkhard Schloßhauer ist es gelungen, durchtrennte Nervenbahnen zu neuem Wachstum anzuregen. Wie das Bundesforschungsministerium am Montag in Berlin mitteilte, könnte damit möglicherweise Patienten geholfen werden, denen bei einem Unfall Nerven durchtrennt wurden und die als Folge davon unter Lähmungen, Ausfällen von Sinnesorganen und Schmerzen leiden. Das Projekt wurde zusammen mit anderen Vorhaben auf einem zweitägigen Expertenseminar des Ministeriums in Bonn vorgestellt.
An kleinen Röhren wachsen die neuen Nervenbahnen entlang
Der Mitteilung zufolge wird bei dem Verfahren die Lücke zwischen den Enden einer unterbrochenen Nervenbahn mit kleinen Röhren überbrückt, die vom Körper resorbiert werden. Dabei werden die Nervenbahnen erfolgreich zum Wachstum angeregt. Derzeit werden die Nervenleitkanäle in Tiermodellen getestet. Nach Angaben des Ministeriums wollen die Forscher mit ihren Arbeiten auch die Annahme der Neurowissenschaftler widerlegen, dass durchtrennte Nervenbahnen nicht mehr zusammenwachsen können.
Züchtung von Hautplantat kurz vor der Anwendung
Bereits kurz vor dem Einsatz beim Patienten steht nach Angaben des Ministeriums ein in Würzburg entwickeltes neues Verfahren zur Züchtung eines dreidimensionalen Hauttransplantats zur Behandlung großer und tiefer Wunden. Das Plantat besteht aus oberflächlichen (Keratinozyten) und tiefen Hautzellen (Fibroblasten). Dem Patienten werden verschiedene Hautzelltypen entnommen und im Labor vermehrt. Danach wachsen sie in einer speziellen biologischen Lösung gemeinsam weiter und bilden laut Mitteilung nach zwei bis drei Wochen "eine vollschichtige Ersatzhaut mit bislang unerreichten hauttypischen Eigenschaften". Das Verfahren beschleunige die Heilung, verbessere sie nachhaltig und sei ambulant durchführbar.
32 Projekte zur Regeneration von Organen mit zehn Millionen Euro gefördert
"Biologischer Ersatz von Organfunktionen" ist einer der Schwerpunkte des Gesundheitsforschungsprogramms des Ministeriums. Gefördert werden derzeit 32 Projekte zum Ersatz und zur Regeneration kranker Organe mit Stamm- und Vorläuferzellen mit insgesamt zehn Millionen Euro. Darüber hinaus hat das Ministerium nach eigenen Angaben 21 Millionen Euro für 49 Projekte im Bereich der Herstellung von menschlichem Gewebe bereitgestellt.