Herr Professor Ragosch, Kate Middleton soll unter einer Hyperemesis gravidarum leiden. Was genau ist darunter zu verstehen?
Im frühen Stadium der Schwangerschaft kann es passieren, dass Schwangere mehrmals am Tag erbrechen. Diese ganz gängige Übelkeit trifft etwa 70 Prozent der Frauen und wird als Emesis gravidarum bezeichnet. Relativ wenige Schwangere, bis zu zwei Prozent, leiden unter der Hyperemesis gravidarum, der schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit. Dabei kommt es deutlich häufiger zum Erbrechen - bis zu 20 oder 30 Mal pro Tag.
Wie gefährlich ist die schwere Übelkeit für Mutter und Kind?
Wird sie nicht behandelt, kann sie gefährlich werden. In der Regel ist die schwere Übelkeit aber gut in den Griff zu bekommen. Richtig therapiert, bedeutet sie keine erhöhte Gefahr für Mutter oder Kind. Dann besteht auch kein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt.
Was sind die Symptome?
Vor allem die Übelkeit ist das dominierende Symptom. Zum Teil sind die Betroffenen aber auch lichtscheu, und es geht ihnen generell sehr schlecht.
Weiß man, durch was die schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit ausgelöst wird?
Es gibt einige Theorien dazu, aber der genaue Auslöser ist noch nicht bekannt. Unter anderem wird Beta-HCG dafür verantwortlich gemacht - ein Hormon, das in der frühen Schwangerschaft ausgeschüttet wird, etwa bis zur 15. Woche. Bei manchen Frauen, die unter der Übelkeit leiden, tritt es vermehrt auf. Auch psychische Faktoren - bei Kate etwa der enorme Druck - spielen sicher eine Rolle. Bekannt ist auch, dass dünnere Frauen häufiger darunter leiden und Schwangere, die Zwillinge bekommen.
In britischen Medien wird auch bereits darüber spekuliert, ob die Übelkeit ein Hinweis auf Zwillinge ist.
So einfach ist es leider nicht. Zwar tritt eine Hyperemesis häufiger bei Mehrlingsschwangerschaften auf. Aber nicht jede Frau, die häufig erbricht, bekommt Zwillinge.
Wie lange hält die schwere Schwangerschaftsübelkeit an?
In der Regel ist es nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel ausgestanden. Die meisten Frauen sind spätestens bis zur 15. Woche damit durch. Auch ein Krankenhausaufenthalt dauert eigentlich nicht länger als eine Woche.
Wie wird die Übelkeit behandelt?
Wichtig ist, die Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr sicherzustellen. Denn durch das Erbrechen verliert der Körper viele Salze. Auch Ruhe ist notwendig. Wir versuchen daher, die Patientinnen in einem Einzelzimmer unterzubringen. Ich gehe stark davon aus, dass dies bei Kate auch der Fall ist.