Sehhilfen Brillen und Linsen: Die Qual der Wahl

Ins Auge oder vors Auge? Pur oder veredelt? Am Ende muss jeder selbst entscheiden, wie luxuriös er gucken will

Die meisten "neuen" Fehlsichtigen greifen erst einmal zu einer Brille. Die ist einfach zu handhaben, braucht wenig Pflege, hält lang – und muss nicht teuer sein. Der Preis hängt vom Gestell ab, das von den Krankenkassen nicht mehr bezahlt wird, aber auch von den Gläsern. Mineralisches Glas aus Silikat ist preiswerter als organisches Glas aus Kunststoff. Denn organische Gläser sind bruchfester und wiegen rund 30 Prozent weniger als normale. Dafür sind sie etwas dicker. Mineralisches Glas dagegen hat eine härtere Oberfläche, es verkratzt nicht so schnell, und es ist zwar schwerer, aber auch dünner, bei etwa -7 Dioptrien um rund 20 Prozent. Wer beides will – dünn und leicht –, kann höher brechendes Glas wählen, muss das allerdings selbst bezahlen. Auch Extras wie Beschichtungen, die das Reinigen der Gläser erleichtern, oder Entspiegelungen gehen zulasten des Patienten. Mit einer Super-Entspiegelung lässt sich störende Lichtreflexion von elf auf unter ein Prozent reduzieren, sinnvoll für Menschen, die abends oft Auto fahren.

Eine Super-Entspiegelung bei mineralischen Gläsern kostet bei Kunststoffgläsern das Doppelte. Medizinisch erforderliche Tönungen, etwa nach Operationen an der Hornhaut oder bei einer Makula-Degeneration, werden von den Kassen übernommen. Spätestens bei sehr hoher Fehlsichtigkeit entscheiden sich viele Menschen für Kontaktlinsen. Ihre Vorteile: Sie sind quasi unsichtbar, bestenfalls nicht zu spüren, beschlagen nicht und bieten obendrein ein größeres Sichtfeld.

Harte Kontaktlinsen sind aus medizinischer Sicht besser als weiche, denn sie decken nur die Hornhaut ab, lassen somit mehr Sauerstoff ans Auge. Die Kassen zahlen in der Regel auch nur für harte. Für die einfache Version geben sie einen Zuschuss von etwa 75 bis 85 Euro pro Stück. Wer jedoch nicht täglich Linsen trägt, kommt mit weichen besser zurecht, weil sich das Auge nicht erst daran gewöhnen muss. Harte Linsen werden anfangs oft wie Fremdkörper empfunden. Weiche Linsen sollten monatlich, wenn nicht sogar wöchentlich ausgetauscht werden, weil sich auf ihnen mehr Ablagerungen bilden, die selbst sorgfältiger Reinigung widerstehen. Besser noch sind Tageslinsen, aber die sind teuer und lohnen sich daher nur bei seltenem Gebrauch. Bei Deko-Linsen, die dem Auge eine andere Farbe oder gar eine neckische Musterung verleihen, geht es mehr ums Gesehenwerden denn ums Sehen. Kaum nötig zu erwähnen, dass sie nicht von den Kassen erstattet werden.

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Marion Schmidt

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