Eine Blasenentzündung ist wie eine Klette: Fängt man sie sich einmal ein, ist sie schwer wieder loszuwerden. Vor allem Frauen kennen das Problem der wiederkehrenden Entzündungen: Kaum sind die Schmerzen beim Wasserlassen abgeklungen, steht oft schon der nächste Krankheitsschub an. Rund die Hälfte aller Frauen, die eine akute Blasenentzündung durchstehen mussten, bekommt im Laufe der nächsten zwölf Monate eine weitere.
Wie es zu einer Blasenentzündung kommt, ist relativ gut erforscht: Bakterien gelangen in die Harnröhre, steigen in die Blase auf und entzünden dort die Schleimhaut. Das Risiko, eine Blasenentzündung zu bekommen, steigt, wenn Frauen wie Männer zuvor Sex hatten. Meist ist das Bakterium Escherichia coli der Übeltäter. Aber auch Blasenkatheter oder anatomische Veränderungen im Harnwegsbereich können das Infektionsrisiko erhöhen - mit unangenehmen Folgen: Betroffene müssen ständig auf Toilette, das Wasserlassen brennt und schmerzt.
Keime nisten sich in der Blase ein - und warten
Sind die Bakterien einmal in der Blase angekommen, können sie sich zwischen den Zellen der Harnblasenwand einnisten und sogenannte Reservoirs bilden. Die Keime verstecken sich regelrecht und können so weder durch Antibiotika, noch vom körpereigenen Immunsystem bekämpft werden. Unklar war bislang, wie diese verborgenen Keime zu einer erneuten Infektion führen können. Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis wollen diesem Mysterium nun jedoch auf die Schliche gekommen sein.
In Mäuseversuchen fanden sie heraus, dass das Bakterium Gardnerella vaginalis das Gewebe der Blasenwand schädigt. Das Bakterium kommt in der Vaginalflora vor und kann auch in die Blase gelangen. Allein verursacht der Keim keine Symptome, kann aber der Wegbereiter für eine erneute Entzündung sein: Durch seine schädigende Wirkung setzt es Coli-Bakterien aus der Blasenwand frei - die wiederum eine erneute Blasenentzündung auslösen.
Neue Wege zur Prävention?
Diesen Mechanismus konnten die Forscher bei Mäusen nachweisen - ob er auch auf den Menschen zutrifft, ist noch nicht bekannt. Sollten die Ergebnisse jedoch auf den Menschen übertragbar sein, seien neue Therapieansätze "gut vorstellbar", erklärt André Gessner, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Regensburg. Auch Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Uniklinik Köln, hält "neue Wege" zur Prävention durchaus für möglich. So könnte durch die gezielte Gabe von Antibiotika die Vaginalflora beeinflusst werden, was die Erkrankung möglicherweise verhindern könnte.