Vulva und Vagina sind Diven und fordern besondere Aufmerksamkeit. Bekommen sie diese nicht, kann das schnell unangenehme Folgen haben – Vaginalpilze und Blasenentzündungen sind nur zwei davon. Viel Jucken und Brennen könnten sich Frauen ersparen, wüssten sie ein bisschen besser mit ihrer Intimzone umzugehen – angefangen beim richtigen Waschen. Was in Schlüpfern und Bett oft schiefläuft, weiß Ärztin Susan Zeun. Sie hat mit "Die Schlüpferakademie" ein ganzes Buch vorgelegt, das sich mit dem beschäftigt, was unter der Gürtellinie läuft – oder besser: falsch läuft. Fünf Tipps von ihr, auf die Frauen achten sollten.
Fünf Dinge, die Frauen im Umgang mit ihrer Intimzone falsch machen
Falsches Waschen
Die richtige Intimhygiene ist nicht so einfach – zu wenig waschen ist nicht gut, zu viel aber auch nicht. Beides sorgt dafür, dass die Vaginalflora aus der Balance kommt und damit zur optimalen Grundlage für Infektionen von Genitalien und Harnwegen. Zur Reinigung sollte keine Seife verwendet werden, auch (Schaum-)Bäder sind problematisch. Seife greift den Säureschutz von Vulva und Vagina an, außerdem mögen Vaginalpilze feuchte Wärme. Auch enge Kleidung, synthetische Stoffe, Slipeinlagen oder Nylonstrümpfe könnten laut Zeun für einen "Wärme- und Feuchtigkeitsstau im Genitalmilieu" führen und damit ein gutes Klima für unliebsame Gäste schaffen.
Bei der Verhütung geben viele Männer Verantwortung ab – dabei gibt es auch für sie Möglichkeiten für mehr Kontrolle

Heutzutage sind Antibabypille und Kondom die meistgenutzten Verhütungsmittel in Deutschland. Die Pille schützt bei richtiger Anwendung zu mehr als 99 Prozent vor einer ungewollten Schwangerschaft. Trotzdem wird sie immer unbeliebter, wie eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab. Demnach nutzten 2023 nur 38 Prozent der Befragten die Pille, 2007 waren es noch 55 Prozent. Grund dafür sei "eine zunehmend kritische Einstellung zu hormonellen Verhütungsmethoden", vor allem bei den Jüngeren. So sank der Anteil der Pillennutzenden bei den 18- bis 29-Jährigen binnen zwölf Jahren von 72 auf 46 Prozent. Andere Verhütungsmethoden wie Spirale, Sterilisation und Kalendermethode spielen aktuell laut Befragung nur eine geringe Rolle.
Die Pille ist ein Medikament, das vom Arzt verschrieben werden muss. Sie greift in den Hormonhaushalt der Frau ein, regelt den Zyklus. Und sie kommt mit Nebenwirkungen. Zu den häufigsten zählen Kopfschmerzen, Depressionen, Zwischenblutungen, Ausfluss, Pilzbefall, Gewichtszunahme, Übelkeit, Spannung in den Brüsten, Ausbleiben der Regel und Schwächung der Libido. Schwere bis lebensgefährliche Nebenwirkungen sind selten, aber möglich. Dazu gehören schwere Migräneanfälle, Gelbsucht, Thrombosen und Lungenembolien. Wie groß das Risiko ist, ist abhängig vom jeweiligen Präparat im Zusammenspiel mit Faktoren wie Alter, Rauchen oder Stress.
So erleiden etwa 2 von 10.000 Frauen, die weder hormonell verhüten noch schwanger sind, eine vernöse Thromboembolie. Bei manchen Antibabypillen steigt das Risiko erheblich, so erkranken bei der Einnahme einer Pille aus der dritten und vierten Generation neun bis zwölf von 10.000 Frauen pro Jahr an Embolien, bei den Pillen der ersten und zweiten Generation sind es fünf bis sieben.
Zum Vergleich: Zu einem großen Aufschrei kam es, als bekannt wurde, dass der Covid-Impfstoff von Johnson&Johnson ein erhöhtes Thromboserisiko birgt. Damals wurde gar die Verwendung zeitweise gestoppt. Zwischen März und August 2021 waren mehr als 14 Millionen Dosen des Vakzins verimpft worden, es starben in dieser Zeit neun Menschen an Thrombosen. Das Sterberisiko lag damit bei 0,00006 Prozent und damit weit, weit unter dem Risiko, das Frauen eingehen, wenn sie die Antibabypille einnehmen.
FAZIT: Die Pille gehört zu den sichersten Verhütungsmitteln. Das Problem: auch die Liste der Nebenwirkungen der Antibabypille ist lang.
Intimpilze mit Joghurttampons bekämpfen
Ja, es gibt Frauen, die Tampons in Joghurt tunken und diese einführen, um Intimpilze zu bekämpfen. Die darin enthaltenen Lactobazillen sollen, so die Idee, Milchsäure gegen den Pilz produzieren und damit die in der Intimzone natürlich lebenden Lactobazillen unterstützen. Das Problem: Die üblichen Lactobazillen aus dem Joghurt haben mit denen der Intimzone nichts gemein, die Zufuhr sei daher überflüssig. Ärztin Susan Zeun rät sowieso davon ab, Tampons außerhalb der Periode zu nutzen. Da diese, wenn sie kein Blut saugen können, Vaginalflüssigkeit saugen, kann das sogar kontraproduktiv sein: "Einerseits kommen hilfreiche Immunzellen nicht dahin, wo sie dringend gebraucht werden, andererseits werden Keime festgehalten, die da eigentlich wegsollten."
Zu viel trinken bei Blasenentzündungen
Zu viel trinken bei Blaseninfekten geht nicht? Oh, doch. Zeichnet sich ein Blaseninfekt ab, ist es gut, die Trinkmenge zu steigern, denn dadurch werden die Keime herausgespült. Übertreiben sollte man es laut Zeun aber auch nicht: "Ständige Toilettengänge reizen die Harnröhre. Miniverletzungen durch Verwendung von Toilettenpapier können zur Unterhaltung der Infektionen beitragen." Zwei bis drei Liter seien vollkommen ausreichend.
Wechselnder Sexpartner
Mit einem neuen Partner können auch Blasenentzündungen und Intiminfekte zunehmen. Gestritten wird noch darüber, warum das so ist. Liegt es daran, dass mit einem neuen Partner mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Sex-Frequenz zunimmt? Beim Sex entstehe eine Gemengelage, die Entzündungsreaktionen begünstige, so die Expertin. Es verändert sich beim Sex unter anderem der pH-Wert der Vagina, außerdem können durch die Reibung beim Sex kleine Verletzungen entstehen. Eine andere These ist, dass es das Mikrobiom des neuen Partners ist, das dafür sorgt, dass es zu Infektionen kommt, da sich das eigene Immunsystem erst an dieses gewöhnen muss.

Das Problem mit den Menstruationsprodukten
Die Aufgabe von Periodenprodukten ist es, Blut aufzunehmen – ob nun in der Menstruationstasse, dem Tampon oder der Binde. Viele Produkte seien nach wie vor so konzipiert, dass das Blut möglichst schnell vom Körper weggeleitet und eingeschlossen werde. Wird dabei Plastik eingesetzt, beispielsweise für den Auslaufschutz, erschwere das den Mikroorganismen in der Intimzone die Arbeit. "Für die Mehrzahl der aeroben Intimzonenmikroorganismen, also diejenigen, die Luft benötigen, ist das, als ob sie sich eine Plastiktüte über den Kopf stülpen und versuchen, dadurch Luft zu bekommen", so die Expertin. Slipeinlagen, die nicht atmungsaktiv sind, können außerdem dafür sorgen, dass der Genitalbereich erhitzt – optimales Klima für Vaginalpilze. Tampons müssen alle vier bis acht Stunden gewechselt werden. Grund dafür ist die bakterielle Besiedlung, außerdem seien Tampons mikrobiologisch "eine Spielwiese, leider nicht ausschließlich für nützliche Mikroorganismen". Außerhalb der Menstruation und auch an sehr schwachen Tagen sollten Tampons Tabu sein. Ist der Blutfluss zu schwach, saugt der Tampon zu viel andere Flüssigkeit ein – auch die wichtigen Lactobazillen.