Es ist das Vakzin, auf das viele seit Monaten warten. Nuvaxovid vom US-Hersteller Novavax gilt als Hoffnungsträger derer, die den bereits zugelassenen mRNA- und Vektor-Impfstoffen misstrauen. Ende Februar sollen nun endlich die ersten Spritzen mit dem vermeintlichen Totimpfstoff in Deutschland gesetzt, die Impflücke geschlossen werden. Erste Termine werden bereits vergeben und der Run darauf ist groß. Wer kann sich mit dem Vakzin immunisieren lassen, wo gibt's Termine und wie gut schützt der Impfstoff? Ein Überblick.
Warum warten so viele auf das Vakzin von Novavax?
Novavax hat in der Vergangenheit vor allem von einem Missverständnis profitiert. Denn im Zusammenhang mit dem Vakzin wurde immer wieder davon berichtet, dass es sich um einen Totimpfstoff handele. Attraktiv finden viele Impf-Unentschlossene Totimpfstoffe, weil diese als klassische Vakzine gewertet werden. Sie werden bereits seit vielen Jahren eingesetzt, kommen beispielsweise gegen Hepatitis B und Grippe zum Einsatz. Sogenannte Totimpfstoffe enthalten ausschließlich – der Name lässt es vermuten – abgetötete Viren und können keine Erkrankung auslösen. Aber: Das gilt auch für mRNA- und Vektorimpfstoffe, erläutert das Robert Koch-Institut (RKI). Und: "Die COVID-19-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Viren. Insofern können sie mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden."
Was unterscheidet Nuvaxovid von anderen Impfstoffen?
Der Impfstoff von Novavax "Nuvaxovid" (NVX-CoV2373) ist weder ein mRNA- noch ein Vektor-Impfstoff. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Proteinimpfstoff. Die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna beinhalten eine sogenannte "messenger-RNA" (mRNA), diese liefert dem Körper den Bauplan für ein Virusprotein. Die Vektorimpfstoffe von Johnson & Johnson und Astrazeneca hingegen beinhalten genetische Informationen des Virus in Vektoren, also harmlosen Trägerviren. Auch Nuvaxovid enthält winzige Nanopartikel des Erregers, die in Insektenzellkulturen erzeugt und mit einem Wirkverstärker versehen. Anders ausgedrückt: Es werden Kopien des Spike-Proteins verimpft, gegen welches das Immunsystem Antikörper bildet. Für die Grundimmunisierung sind zwei Dosen des Vakzins notwendig, die im Abstand von etwa drei Wochen gespritzt werden.
Wie gut wirkt der Impfstoff vom Novavax?
Bereits im vergangenen Sommer wurde eine Studie mit etwa 30.000 Probanden veröffentlicht, die optimistisch stimmt. Demnach wirkte das Vakzin von Novavax sehr effektiv mit einer Wirksamkeit von 90 Prozent und damit etwa so gut wie die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Eine weitere Studie mit noch einmal 15.000 Teilnehmern, die in Großbritannien durchgeführt wurden, kam auf ein ähnliches Ergebnis. Beide Studien wurden allerdings durchgeführt, bevor die Delta-Variante die vorherrschende wurde und damit auch bevor Omikron aufkam. Nicht bekannt ist daher, wie stark das Präparat gegen die sehr ansteckende Omikron-Variante wirkt. "Auch dieser Impfstoff wird an Omikron angepasst werden müssen", twitterte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, daher bereits im Dezember.
Wie viele Impfstoffdosen wurden bestellt?
Bis zum 20. März soll Deutschland von dem US-Unternehmen Novavax 3,8 Millionen Impfdosen erhalten. Insgesamt plant Deutschland in diesem Jahr mit bis zu 34 Millionen Impfdosen des Vakzins.

Ab wann wird das Vakzin von Novavax eingesetzt?
Das kann so genau noch niemand sagen. Am 21. Februar soll die erste Tranche, 1,75 Millionen, zur Verfügung stehen. Das wäre sodann auch der früheste Starttermin für die Impfungen. Zugelassen wurde das Mittel von der Europäische Arzneimittelagentur (Ema) bereits im Dezember. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) steht indes noch aus.
Wo gibt es Impftermine?
Das Verfahren ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. In Rheinland-Pfalz kann man bereits seit dem 24. Januar über ein Online-Portal Termine buchen. "Für alle, die sich bisher in der Impfkampagne zurückgehalten haben und gleichzeitig auf den 'Totimpfstoff' gewartet haben, ist das eine gute Nachricht", so Clemens Hoch, Gesundheitsminister des Landes. Allein in den ersten Tagen sollen sich fast 10.000 Menschen registriert haben. Andere Bundesländer agieren zurückhaltender. Denn noch steht schließlich nicht fest, wann genau wie viele Impfstoffdosen an den einzelnen Orten ankommen. So sagte beispielsweise Jörg Metz von der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen zum "ZDF": "Solange wir nicht wissen, was wir bekommen, können wir keine Termine in den Impfstellen anbieten."
Wer kann sich mit dem Protein-Impfstoff impfen lassen?
Knapp vier Millionen Impfstoffdosen sind nicht viel. Und bevor die ersten überhaupt in Deutschland zur Verfügung stehen, bahnen sich bereits erste Verteilungskämpfe an. So planen einige Bundesländer eine Priorisierung. Brandenburg kündigte an, den Impfstoff zunächst für Pflegekräfte und medizinisches Personal zur Verfügung zu stellen. Die dortige Gesundheitsministerin Ursula Nonnenmacher verkündete bei einer Fragestunde des Landtags, dass vor allem Menschen berücksichtigt werden sollen, für die ab Mitte März eine Impfpflicht gelte, aber auch besonders Gefährdete. Auch in Nordrhein-Westfalen denkt man bereits laut darüber nach, zuerst Impfwillige aus dem Gesundheitswesen mit Novavax zu impfen.
Quelle: Novavax, RKI, Studie (1), Studie (2), PM