
Tom Gaebel wird von seinen Fans auch gern Dr. Swing genannt. Wo der Swing herkommt, ist klar. Die Promition bezieht sich wohl auf sein überbordendes Talent: Er spielt Geige, Schlagzeug, Klavier und Posaune und schloss sein Musikstudium in Amsterdam im Hauptfach Jazzgesang mit Auszeichnung ab. Er hat es mit Rock versucht, fand jedoch im Jazz ein Zuhause. Seitdem produzierte er ein Album nach dem anderen, verbreitet tourend die Freude am jazzigen, swingenden Sound, und wenn man die Augen schließt, hört er sich tatsächlich manchmal ganz genauso an wie sein Vorbild Frank Sinatra. Zum Beispiel auf dem neuen Album "So good to be me".
Warum lieben Leute den Swing-Jazz so sehr?
Das sind einfach richtig gute Songs. Jeder Musiker kann aus denen immer noch was rausholen. Das ist bei den Songs von Scooter schwieriger.
Spielt dabei auch dieses "Früher war alles besser"-Gefühl eine Rolle?
Ja, bei manchen Fans schon. Ich bin aber eher der, der aufspringt und schreit "Früher war alles schlechter". Musikalisch mixe ich ja auch von den 40ern bis in die 70er hinein. Es gibt natürlich Musik, die ich heute vermisse. Aber ich würde nie auf eine Jazzparty gehen und mich im Stil der 40er Jahre anziehen. Dazu bin ich auch nicht stilsicher genug.
Was für Musik würde Frank Sinatra heute machen?
Hm, das ist super schwierig. Ich glaube, er würde auf jeden Fall Musik machen wollen, wo sein Gesangstalent zum Tragen kommt. Ich glaube nicht, dass er Spaß an Rap oder HipHop hätte. Wenn es ihm schlecht gehen würde und er die falschen Leute um sich hätte, würde er vielleicht zum Schnulzensänger, wer weiß. Für viele war er eh immer einer, aber dann war er meiner Meinung nach der beste Schnulzensänger, den es je gab.
Ist der Jazz heutzutage eigentlich nicht ein bisschen hängengeblieben? Die Größen von Coltrane bis Davis haben immer nach Neuem gesucht. Und heute werden immer noch ihre Songs gespielt.
Der Jazz ist sehr breit geworden. Es gibt Leute, die Avantgarde machen und Neues ausprobieren, aber das geht an den meisten Hörern vorbei. Die Zeit, als die Avantgarde kommerziell war, als auch der Mann von nebenan Louis Armstrong gehört hat, ist vorbei. In Deutschland wurde irgendwann ein bestimmtes intellektuelles Image mit Jazz verwoben, die Rollkragenpulliträger kamen auf, was mit den Jazzmusikern eigentlich nichts zu tun hatte. Die Künstler waren zum Teil harte Jungs, die kamen aus einfachen Verhältnissen. Ich glaube, die würden den meisten, die sie heute abfeiern, direkt eins aufs Maul hauen. (lacht)
Muss man als Musiker suchen?
Ich glaube nicht, dass man muss. Sonst wäre ich nicht hier. Ich suche nur den perfekten Sound der guten alten Zeit. Und das ist unfassbar schwer! Tragisch daran ist, dass es denen damals ganz leicht fiel.
Wie anstrengend sind die Frauen, die der Frankie-Stimme verfallen?
(Lacht) Bei mir hält sich das leider in Grenzen. Aber man arbeitet darauf hin, und ähnlich wie bei allen Leuten, die Erfolg haben wollen, ist es Fluch und Segen zugleich. Man freut sich über die Frauen, aber wenn es dann zu viele werden… Naja, ist aber auch nicht mein Problem. Meine Fans sind eher gepflegte, etwas ältere Menschen, die einem mal sagen: "Guten Tag, freut mich, was Sie da machen". Aber ich habe keine Schulterklopfer, die mir mit 'nem Bierkrug um den Hals fallen.
Sie haben in einer Rockband angefangen. Ist Jazz eine weitere Station, oder glauben Sie, dass man sich im Leben auf einen Musikstil festlegt?
Ich hatte immer das Problem, sehr breit interessiert zu sein. Deshalb bin ich ganz froh mit dem, was ich jetzt mache. Das hat eine Klammer. Ich glaube, ich habe mein Ding gefunden, es hat aber lange gedauert. Der Karriere hilft es immer mehr, wenn man ein Fachidiot ist.
Was ist Ihr all time liebster Sommersong? Gern auch peinlich.
"Words don't come easy", das ist so ein unfassbar säuseliges Ding, das ich mir kürzlich noch mal gekauft habe. Solche Songs sind für mich immer auch an die Kirmes gebunden, die liefen beim Karussellfahren. Oh, und natürlich "Maria Magdalena".
Ihr liebstes Sommereis?
Vanille und Banane. Ganz langweilig. Bum-Bum mochte ich auch. Und natürlich Ed von Schleck. Das war für mich der Mercedes unter den Eiskrems.
Wie sieht Ihr perfekter Sommer aus?
Um Harald Juhnke zu paraphrasieren: keine Termine und leicht beschwipst. Eben so wie Dean Martin und Sinatra am Pool auf alten Fotos: Bei denen war die ganze Zeit perfekter Sommer.
Das Gespräch führte Sophie Albers Ben Chamo. Damit enden die Gespräche auf unserer Hollywoodschaukel (hoffentlich noch nicht der Sommer). Das Gewinnereis ist übrigens Bumbum mit dem Kaugummistiel.