Auch dem Ärzte-Drummer Bela B ging es durch die Corona-Pandemie wie eigentlich jedem Musiker: Auftritte, Tourneen und sonstige Verpflichtungen wurden verschoben oder abgesagt. Plötzlich hatte der Musiker mehrere Monate "frei". Das Angebot, einen Musiker im "Polizeiruf 110" zu spielen, kam da gerade zur rechten Zeit: "Das war schon ziemlich bitter für mich, weil ich eigentlich den Polizeiruf hätte absagen müssen, weil ich da auf Tour gewesen wäre. Der Polizeiruf hat mich da ein bisschen aus so einem Loch geholt. Das war gut", erklärte Bela B vergangenes Jahr im SWR3-Podcast.
Doch eigentlich hatte der 59-Jährige, der neben seiner Tätigkeit bei den Ärzten auch immer wieder als Schauspieler und Autor ("Scharnow") arbeitet, es bisher meistens vermieden, als Musiker eine Rolle im Film als Musiker zu übernehmen: "Aber das Drehbuch war so gut, dass ich das unbedingt machen wollte und im Nachhinein bin ich sehr froh. So bin ich wenigstens gegen Ende des Jahres − wenn auch nur für so 'ne halbe Stunde − noch mal zu einem Konzert gekommen", erklärt er scherzhaft.
In der "Polizeiruf 110"-Folge "Keiner von uns" spielt Bela B den bekannten Musiker Jo Mennecke, der verdächtigt wird, den Inhaber eines Musikclubs ermordet zu haben. Die Folge lief am Sonntag, 9. Januar 2022 und war Charly Hübners Abschieds-Episode als Kommissar Alexander "Sascha" Bukow.
Darum geht's im "Polizeiruf 110 mit Bela B: Keiner von uns"
Der Inhaber des Musikclubs MIAU, Andrej "Tito" Titolew (Alexandru Cirneala), wird während eines Live-Konzerts ermordet. Unter Verdacht steht der Musiker Joe Mennecke (Bela B), den Katrin König und Alexander "Sascha" Bukow zusammen mit seiner Frau Dora (Sithembile Menck) aufs Revier bestellen. Das gesamte Team hat mit den Starallüren des Sängers zu kämpfen.
Der "Tatort" der DDR

Denn während der "Tatort" 35 Mal im Jahr kommt und deswegen Sonntag für Sonntag feste Publikumserwartungen bedienen muss, ist der "Polizeiruf" deutlich flexibler. In den zurückliegenden zwölf Monaten sind nur sieben neue Folgen von vier verschiedenen Teams ausgestrahlt worden.
Aufgrund dieser losen Programmierung können die einzelnen Filme deutlich individueller sein als bei den bisweilen recht schematischen "Tatort"-Fogen. Ein guter "Polizeiruf" weist mehr Ähnlichkeiten mit einem anspruchsvollen Fernsehfilm als mit einem durchschnittlichem Krimi auf.
Die Münchner Folgen mit Lars Eidinger (Foto) ist dafür ein gutes Beispiel: eine komplexe Geschichte, filmisch unkonventionell umgesetzt, die den Zuschauern durchaus etwas abverlangt. Schon jetzt wird die Folge als Anwärter für den Deutschen Fernsehpreis gehandelt. Es wäre nicht der erste Preis für einen "Polizeiruf 110" mit Matthias Brandt!
Doch Bukow hat noch größere Sorgen: Sein alter Gegenspieler Zoran Subocek treibt in Rostock erneut sein Unwesen. Er erpresst den Kommissar mit Informationen, die er von Mithäftling Guido Wachs erhalten hat. König hatte Wachs in einem früheren Fall durch eine Beweismanipulation hinter Gitter gebracht. Dies hat er Subocek erzählt und ihm sogar Beweise dafür gegeben. Wie soll Bukow reagieren? Soll er zum Handlanger von Subocek werden? Bukow fällt in alte Muster und behält seine Probleme für sich, anstatt sich seiner neuen Freundin König anzuvertrauen.
Nichtsdestotrotz haben Bukow und König einen Mord aufzuklären und müssen Ordnung in Rostocks Unterwelt schaffen. Diese ist seit Veit Bukows (Klaus Manchen, 85) Tod kopflos geworden - und es gibt viele Anwärter auf den Posten. Neben Subocek will auch der sogenannte Falke den frei gewordenen Platz für sich beanspruchen. Ein brutaler Kampf beginnt, in den Bukow und König hineingezogen werden ...