Schnell da und ebenso schnell wieder verschwunden – das ist das Geheimnis eine Sprühers, der nicht erwischt werden will. Und es ist oft auch das Schicksal seines in der Regel nicht besonders nachhaltigen Werkes. Graffiti prägt nicht nur die Antlitze der modernen Stadt, es ist auch die wohl vergänglichste Form der Malerei. Umso schwerer der Versuch, seine Geschichte abzubilden.
Genau das ist nun den vier Hamburgern Andreas Timm, Frank Petering, Oliver Nebel und Mirko Reisser allerdings beeindruckend gelungen. In ihrem 560 starken und 3,7 Kilo schweren Werk "Eine Stadt wird bunt" setzen sie der Graffiti-Bewerbung ihrer Heimatstadt ein schwergewichtiges Denkmal. Seit Jahrzehnten in der Szene verwurzelt, gelang es ihnen in jahrelanger Kleinstarbeit, die Entstehung der Szene, ihr Gedeihen und ihren Wandel zu erzählen. Dabei konzentriert sich der Band auf die Zeit zwischen 1980 und 1999 - dafür aber so akribisch wie es eben geht.
Vom Zugdepot auf den Dachboden
Unter skurrilen Umständen aufDachböden und in Archiven ausgegrabenen sichteten sie weit mehr als 400.000 Bilder, von denen es letztlich 1300 in den opulenten Band schafften. Flankiert werden sie von zahlreichen Texten, die Kultur, Szene und auch den gesellschaftlichen Kontext beleuchten und die Szene, ihre Kunst und ihren Einfluss einordnen.
Beindruckend ist, dass die von der Hamburger Szene auch schon mal scherzhaft als Bibel bezeichnete Band komplett in Eigenregie entstand. Über Kickstarter finanziert, übernahmen die vier Herausgeber sämtliche Aufgaben von Bildrecherche bis zum Versand selbst – mit fleißiger Unterstützung aus der Szene.
"Eine Stadt wird bunt" erscheint im Eigenverlag. Der Band ist über den Buchhandel für 69,90 Euro zu erwerben.