Françoise Sagan Kultfigur mit vielen Exzessen

Die Franzosen liebten Françoise Sagan, seit sie im zarten Alter von 18 Jahren mit ihrem frechen und damals skandalumwitterten Erstlingswerk "Bonjour Tristesse" 1954 die Öffentlichkeit verzauberte.

Sogar der katholische Schriftsteller François Mauriac war von der jungen Schriftstellering begeistert. "Was für ein charmantes kleines Scheusal", urteilte er damals.

Dieser erste Bestseller wurde sofort verfilmt, und seine Autorin blieb jahrzehntelang eine skandalumwitterte Kultfigur der französischen Literatur, der ihre Anhänger und Bewunderer viele Exzesse verziehen haben. Ihre Bücher werden heute noch viel verkauft, auch wenn die Auflagen aus den 50-Jahren nicht mehr erreicht werden.

Es war still um sie geworden

Zuletzt war es still um sie geworden. Ihr Leben, das sie immer in vollen Zügen genossen hatte, war in den letzten Jahren schwierig geworden. Sie empfing kaum mehr Freunde und hatte Geldsorgen. Sie sei krank und ruiniert, hieß es aus ihrer Umgebung. Ihr Haus in der Normandie musste sie verkaufen, Freunde beherbergten sie in einer Wohnung an der Nobel-Avenue Foch in Paris.

Das Bild, das die Öffentlichkeit von ihr behalten hat, ist das einer jungen Frau mit Pagenfrisur, eine Zigarette im Mundwinkel am Steuer eines Sportwagens. Sagans Lebenselixier waren die Liebe zur Literatur, die Spielleidenschaft und der Geschwindigkeitsrausch. Die Trauer um die Autorin zieht weite Kreise. Staatspräsident Jacques Chirac nannte sie "eine herausragende Figur unseres Literaturlebens". Politisch stand die Sagan allerdings links. Der sozialistische Vorgänger Chiracs, François Mitterrand, gehörte zu ihren Vertrauten.

Enge Vertraute von François Mitterrand

"Ich habe immer Glück im Unglück gehabt", sagte sie einmal. Auch als sie zuletzt erneut in einen Kokain-Skandal verwickelt war, bekam sie ein mildes Urteil. Die Haftstrafe wurde ausgesetzt und eine Drogen-Therapie angeordnet. Die Autorin hat die Einsamkeit, die Liebe und den Lebensüberdruss zu ihren literarischen Hauptthemen gemachte. Sie hat es sich auch geleistet, beabsichtigte Ehrungen wie die Aufnahme in die Académie Française oder die Académie Goncourt auszuschlagen, ohne dass es ihrer Popularität Abbruch getan hätte.

1984 veröffentlichte die Autorin, die ihr Pseudonym bei Marcel Proust entlehnt hatte, ein Erinnerungsbuch mit dem Titel "Avec mon meilleur Souvenir". Ihr eigentliches Privatleben streifte die zwei Mal Geschiedene und Mutter eines Sohnes darin allerdings nur ganz am Rande.

Woher ihr schriftstellerisches Talent stammt, hat die Sagan nie enthüllt. Auf keinen Fall waren es konventionelle Einflüsse von Schulen oder Lehrern. Die 1935 in Cajarc als Françoise Quoirez geborene Autorin wurde 1947 in eine Nonnenschule gesteckt, wo sie es jedoch nicht lange aushielt. Wegen "Faulheit" wurde sie nach wenigen Jahren heimgeschickt. Auch bei der Abitur-Prüfung fiel Sagan 1951 durch. Viel lieber streifte sie durch das Pariser Studentenviertel, hörte Jazz-Musik und verbrachte Zeit mit der Schauspielerin Juliette Gréco oder dem Philosophen Jean-Paul Sartre.

Mit Bewunderung sprach die Sagan von ihren Begegnungen mit verschiedenen Persönlichkeiten wie dem US-Autor Tennessee Williams, dem amerikanischen Filmstar und Regisseur Orson Welles oder dem russischen Startänzer Rudolf Nurejew. Auch diese Begegnungen gehörten zu ihrem Lebenselixier.

Von Petra Klingbeil, DPA