Zum ersten Mal hat ein Lyriker den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Die Jury prämierte am Donnerstag in der Kategorie Belletristik den Gedichtband "Regentonnenvariationen" von Jan Wagner. Der Autor schreibe "Lyrik voller Geistesgegenwart", heißt es in der Begründung der Jury.
"Jan Wagners Auszeichnung wirkt hoffentlich wie ein Paukenschlag", sagte die Literaturkritikerin Meike Feßmann in ihrer Laudatio. Lyrik sei die am meisten unterschätzte Literaturform, sie verdiene mit ihren Möglichkeiten zu Ruhe und Konzentration viel mehr Beachtung. Jan Wagner gelinge es in seinen Gedichten, auch kleine und scheinbar nebensächliche Dinge mit Humor und Sprachwitz zu Minidramen zu verdichten.
Preise an Ther und Pressler
Der ebenfalls mit 15 000 Euro dotierte Preis für Sachbuch und Essayistik ging an den Wiener Autor Philipp Ther für das Buch "Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent". Der Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien kündigte an, einen Teil des Preisgeldes an ukrainische Kollegen weiterzugeben, die sich seit einem Jahr um Hilfe für Landsleute in der Ostukraine kümmern.
In der Sparte Übersetzung wurde die Autorin Mirjam Pressler geehrt, die das neue Buch "Judas" des israelischen Autors Amos Oz aus dem Hebräischen übertragen hat. "Ich danke vor allem Amos Oz, diesen wunderbaren Roman geschrieben zu haben", sagte die Preisträgerin. Oz bedankte sich umgekehrt mit einem Vergleich: "Ein literarisches Werk in eine andere Sprache zu übersetzen ist wie ein Violinkonzert auf einem Klavier zu spielen."
200.000 Besucher erwartet
Auf der Leipziger Buchmesse, dem Frühjahrstreff der Branche, sind dieses Jahr mehr als 2200 Aussteller aus 42 Ländern vertreten. Daneben gibt es das Festival "Leipzig liest" mit mehr als 3000 Veranstaltungen quer durch die Stadt. Bei jungen Leuten besonders gefragt ist die Manga-Comic-Convention, die mit Comics, Cosplay und Spielen aufwartet. Bis zum Sonntag werden insgesamt mehr als 200 000 Besucher erwartet.