Erst Fußball, dann Jesus. Thomas Gottschalk scheut in diesen Tagen kein Thema, um sich aus dem allabendlichen Quotentief an die Oberfläche zu retten. Heute sucht er "on air" nach einer weiblichen Partnerin für seine eingeschlafene Vorabendsendung "Gottschalk Live". Gestern stieg er im Kino Babylon in Berlin "wie Jesus aus dem Felsengrab" auf die Bühne. Welcher Spruch wäre passender gewesen.
Warum der "Wetten dass..?"-Aussteiger hier steht und über Jesus, die verkrustete Kirche und den Papst sprechen soll? Eine Hand wäscht die andere: Theologe Hans Küng quatscht in Gottschalks Sendung mit Rudi Völler über Fußball, dafür muss der ehemalige "Über-Moderator" Küngs neue Jesusbiografie vorstellen. Gäste werben macht eben Arbeit, vor allem wenn keiner mehr so recht zu Besuch kommen mag. Die Tage, in denen Jolie, Pitt und Co. dem einstigen König der Unterhaltung die Studiotür einrennen, sind offenbar vorbei.
Vom Sessel gepredigt
Und wer hätte das gedacht: Das Thema Religion ist für den Entertainer auch noch ein Heimspiel. Locker und souverän steuert er durch Papstkritik und Glaubensfragen. Der 84-Jährige Küng nickt begeistert. Glaube ist für Gottschalk kein Fremdwort, schließlich sei er schon als Siebenjähriger durchs Wohnzimmer seiner Eltern in Kulmbach marschiert und habe vom Sessel herab gepredigt, wollte auch mal Priester werden und beteuerte jüngst in einem "Spiegel"-Interview: Seine Begabung sei eine Gottesgabe. Bescheiden ist irgendwie anders, aber auch irgendwie nicht Gottschalk.
Der 64-Jährige lebt in Malibu, in einer schicken Villa mit Pool und Gärtner - lebt den Pomp, den Kirchenkritiker Küng an der katholischen Kirche vehement ablehnt. Gottschalk sagt, er sei aber auch dankbar, dass er sich das alles leisten könne. Er versuche, seine Nächsten so gut es eben geht zu lieben und "kein Arschloch zu sein". Wäre dann aber nicht ein wenig mehr drin mit dem vielen Geld, als "nur" netter Missionar zu sein?
Gott hat keine Zeit für Quoten
Doch so eng scheint er mit Gott dann auch wieder nicht zu sein: "Ich gehe nicht davon aus, dass der liebe Gott Zeit hat, sich um meine Quoten zu sorgen", so Gottschalk im Interview. Vielleicht deshalb lässt er nun nach einer Begleiterin für seine ARD-Sendung suchen. An diesem Abend ist er allerdings nicht wirklich fündig geworden. Trotzdem: Die Jesus-Show könnte Vorbild für ein neues Gottschalk-Format sein. Der braucht eben Publikum, muss witzeln und braucht Lacher - so läuft er auch bei der Vorstellung zur Höchstform auf. Und wer weiß: Es gibt Berichte über einen Rettungsplan für "Gottschalk Live". Vielleicht bekommt Thommy ja doch noch Hilfe von ganz oben.