Der Übersetzer: Klaus Fritz
Ihm verdanken wir Wörter wie "knallrümpfige Kröter" (für die Spezies der explosiven Schleimhummer, im Original "Blast-Ended Skrewts"). Oder "Denkarium" (für "Pensieve", eine Gedanken-Ablageschüssel). Auch den Vornamen "Hermine" hat er für uns ausgewählt - im Englischen heißt das Mädchen an Harrys Seite nämlich "Hermione". Zum Arbeiten, sagt man, habe sich Klaus Fritz gern im Gartenhaus versteckt. Verstehen wir gut. Der Mann brauchte Ruhe. Denn wie alle anderen Leser durfte auch er den sagenumwobenen siebten Potter erst nach der offiziellen Veröffentlichung einsehen. Vom 21. Juli an hieß es für ihn also arbeiten, arbeiten, arbeiten. Jetzt ist Feierabend.
Der Vorleser: Rufus Beck
Sechstausendsechshundertachtundachtzig Minuten. Das sind über 111 Stunden. Fünf Tage und vier Nächte. So lange würde es dauern, hörte man sich die ersten sechs Lieferungen von Frau Rowlings Potter-Ware in gesamter Länge an, gelesen von Rufus Beck. Oder besser gesagt: geatmet. Beck schnaubt und schnieft, fistelt und brummt, schrillt und gurgelt sich durch die figurenreiche Welt des Harry P. Eine Oper für Stimmband und Lunge. Den letzten Harry-Potter-Band können wir voraussichtlich im Januar von ihm hören.
Der Kritiker: Papst Benedikt XVI
Er aber sprach: "Dies sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte." Das war zwar schon im März 2003, als unser Papa noch Joseph Kardinal Ratzinger hieß, aber immerhin: Kritik aus dem Vatikan! Respekt, Frau Rowling!
Der Verleger: Klaus Humann
Am 1. Mai 1997 übernahm Klaus Humann die Leitung des schwächelnden Carlsen Verlages. Im selben Jahr schloss die Spürnase den einträglichsten Deal der deutschen Verlagsgeschichte ab: Nach Prüfung des ersten Potter-Romans sicherte er sich die deutschen Rechte sowohl für "Harry Potter und der Stein der Weisen" als auch für die zwei folgenden, noch ungeschriebenen Bände. Zuvor hatten schon einige Verlage das Buch der damals noch unbekannten Autorin abgelehnt. Andere ließen sich wie Carlsen von dem Zauberlehrling überzeugen. Im Rechtekampf setzte sich Humann gegen mehrere Konkurrenten durch, obwohl er nicht den höchsten Vorschuss bot. Er hatte das Glück, Rowlings Agenten zu kennen. Potter wies dem Zauber des Geldes seine Grenzen.
Die Illustratorin: Sabine Wilharm
Wenn sich Sabine Wilharm in den Liegestuhl zurückzieht, der in ihrem Atelier in einer ehemaligen Hamburger Kaffeemaschinenfabrik steht, wird es ernst: Liegend leistet sie die gedankliche Vorarbeit für ihre Illustrationen. In diesem Liegestuhl ist ihr auch die Vision von Harry Potters deutschem Gesicht erschienen: kantig und sperrig. Mit ihren spröden Bildern prägte Wilharm unsere Vorstellung von dem Zauberlehrling so sehr, dass die amerikanischen Merchandising-Figuren der Firma Warner Brothers in Deutschland floppten. Auch den siebten Band hat sie wieder illustriert - nicht zuletzt zur Freude von Joanne K. Rowling: Der deutsche Harry ist der Schottin von den mehr als zwanzig nationalen Nachwuchsmagiern der liebste, "weil er nie einfach nur niedlich ist".
Der Gelehrte: Michael Maar
Michael Maar verschmilzt Literatur- mit Enthüllungsgeschichte: In seinem Essayband "Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte. Der Schlüssel zu Harry Potter!" (Berliner Taschenbuchverlag, 8,90 Euro) enthüllt Maar die literarischen Qualitäten von Harry Potter. Der bekennende Ästhet zeigt, wie sauber Rowling ihr Werk komponiert hat und erkundet die mythologischen Bezüge eines Werkes, über das Literaturkritiker sonst nur mit heruntergezogenen Mundwinkeln sprechen. Maar und Potter: Ein Musterschüler der Literaturkritik verleiht einem Musterschüler des Großen Hokuspokus die Weihen der Hochkultur.