Catherine hat Lust auf schnellen Sex. Sie tritt das Gaspedal ihres Sportwagens durch und rast mit 180 durch London, während der mit Drogen abgefüllte Fußballstar auf dem Beifahrersitz ihr Orgasmus-fördernd die Hand reicht. Da kann die Aufmerksamkeit schon mal nachlassen, und prompt endet die Fahrt in der Themse. Catherine kann sich retten, der hilfsbereite Kicker versinkt samt Auto in den Fluten. Die eiskalte Blondine bekommt Ärger mit der Polizei, wie damals vor 14 Jahren in San Francisco. Dort verwirrte sie die Ermittler mit inzwischen legendären Einsichten unter ihr Kleid. In der Zwischenzeit hat sich Catherine Tramell nach England zurückgezogen, ihre Krimis verkaufen sich gut, Männer sind immer noch Wachs in ihren Händen. Nun wird also wieder gegen sie ermittelt, Scotland Yard zieht außerdem einen Psychiater hinzu, der Catherine begutachten soll. Dr. Michael Glass findet allerhand Psychomacken, darunter eine narzisstische Persönlichkeitsstörung und eine Sucht nach riskantem Verhalten. Zu seiner eigenen Überraschung wird die extrovertierte Schöne nicht verurteilt, sondern landet vielmehr auf seiner Couch. Zu Therapiezwecken wohlgemerkt. Doch anstatt ihr zu helfen, gerät Glass in den Bann der aggressiven Endvierzigerin. Und in der Stadt sterben plötzlich weitere Männer...
Zum Trash bekennen
Diese Zutaten sind bekannt und bewährt. Sie können einen guten Erotikthriller ergeben - oder zu unambitionierter Massenware führen. "Basic Instinct 2" bewegt sich irgendwo zwischen Fernsehkrimi und Direkt-auf-DVD-Reißer, ohne sich ehrlich dazu zu bekennen. 1992 hatte der hemmungslose Holländer Paul Verhoeven mit "Basic Instinct" einen leicht trashigen, aber sehr unterhaltsamen Thriller voller Sex und Gewalt gedreht und mit diebischem Vergnügen US-Moralapostel erschreckt. Die Fortsetzung nun wurde inszeniert von Michael Caton-Jones, der nach ein paar guten Filmen in den 90ern ("About a Boy", "Rob Roy") in der Versenkung verschwunden war. Er ist übrigens genauso alt wie Catherine-Darstellerin Sharon Stone, hier versuchen also zwei 48-Jährige ein Comeback.
Zumindest im Fall des Regisseurs steht fest: Das war nix. Der Schotte scheint sich sehr dem alten Motto "No sex please, we're british" verschrieben zu haben - keine gute Idee, wenn man einen erotischen Thriller drehen soll. Klar, es gibt einige Sexszenen, aber die entbehren - wie der gesamte Film - jeglicher Atmosphäre, Spannung und lassen den Zuschauer völlig kalt. Dass Sharon Stone während der Dreharbeiten angeblich auf mehr Nacktszenen bestanden haben soll, hilft da auch nicht weiter. Für die Kinoversion scheint ihr Anliegen zudem auf taube Ohren gestoßen zu sein. Schon jetzt schwirren im Internet zwei zusätzliche Sexszenen herum, die nicht auf der Leinwand zu sehen sind.
Der Instinkt sagt... einschlafen
Die verschnarchte Inszenierung und die gegen Ende immer blöder werdende Geschichte sind aber nicht die Hauptprobleme von "Basic Instinct 2". Dem Film den Todesstoß - oder besser: die Überdosis Schlafmittel - verpasst David Morrissey in der Rolle des Psychiaters Michael Glass. Wer so ein Welpengesicht hat wie er, sollte schon schauspielern, wenn sein Charakter dunkle Gelüste in sich entdeckt. Die Stirn zu runzeln allein reicht nicht aus, um wahlweise Lust, Gier, Wut oder Angst auszudrücken. Wie Dr. Glass ein unwürdiger Gegner für Catherine ist, so ist auch Morrissey chancenlos gegen Stone. Tapfer spielt sie gegen schlimme Dialoge, schlechte Frisuren, absurde Designerklamotten und apathische Filmpartner an. Ja, sie ist mit 48 Jahren schön und sexy. Und so wirkt "Basic Instinct 2" nicht zuletzt wie ein Bewerbungsschreiben: "Mein Name ist Sharon Stone. Sie kennen mich vielleicht aus Filmen wie "Casino", "Last Dance" und "Broken Flowers". Ich kann so einen Mist wie diesen veredeln. Was könnte ich erst in in einem richtigen Film tun!"