"Dark Water" Stille Wasser sind tief

... und dunkel. In Walter Salles' Remake von "Ring"-Regisseur Hideo Nakata steht das nasse Element im Mittelpunkt. Dabei ist es so allgegenwärtig wie die Vergangenheit der Hauptperson.

So viel Wasser hat es selten gegeben: Dauernd regnet es, ständig tropft es und überall sind Pfützen. Neben einer brillanten Jennifer Connelly spielt Wasser die Hauptrolle in "Dark Water" - einem Film, der mehr Psychostudie ist als Horror. Und das, obwohl er aus der Feder von Hideo Nakata stammt, der mit "Der Ring" vor einigen Jahren das Horrorgenre aufrüttelte. Allerdings war es erst das amerikanische Remake, das dem "Ring" zum internationalen Durchbruch verhalf. Ob auch die Neuverfilmung von "Dark Water" erfolgreich wird, darf hingegen bezweifelt werden - dafür ist der Film zu still, zu langsam und zu bedächtig. Es ist eine subtile Schilderung menschlichen Scheiterns aufgrund tief verwurzelter Kindheitstraumata, die Walter Salles in eindrucksvollen Bildern eingefangen hat.

Dahlia Williams ist eine junge, alleinerziehende Mutter, die vor den Schatten ihrer Vergangenheit zu fliehen versucht. Nach der Trennung von ihrem Mann führt sie mit ihm einen nervenaufreibenden Streit um das Sorgerecht für die kleine Tochter Ceci. Dahlia organisiert ganz alleine einen kompletten Neuanfang: andere Wohnung, anderer Job und eine neue Schule für Ceci. Weil das Geld knapp ist, ziehen Mutter und Tochter mit ungutem Gefühl in ein heruntergekommenes Hochhaus am Rande von New York City. Dieses Hochhaus ist ein düsterer Ort, in dem sich merkwürdige Dinge abspielen. Nach und nach stellt sich für Dahlia die vermeintliche Sicherheit in den eigenen vier Wänden als Trugschluss heraus. Vor allem der bedrohliche und stetig wachsende Wasserfleck an der Schlafzimmerdecke macht sie von Anfang an nervös. So wird das Wohnen für sie dort zum Psychotrip.

Geister aus der Vergangenheit

Zunächst sieht erst einmal alles gut aus, nachdem Dahlia Ceci in einer guten Schule untergebracht und sie einen Job gefunden hat. Aber aus der Tiefe der Vergangenheit tauchen die Geister wieder auf, bahnen sich nach und nach ihren Weg, wie sich auch das Wasser tropfenweise seinen Weg durch die Decke in ihre Wohnung bricht. Tochter Ceci ist der einzige Quell an Kraft für Dahlia. Als sie dann beginnt, sich einer imaginären Freundin zuzuwenden, die offenbar nur in ihrer Fantasie zu existieren scheint, bröckelt der schmale Grat an Sicherheit, der Dahlia zunächst Halt gegeben hatte. Zusehends droht sie an den vielen Herausforderungen zu zerbrechen.

Jennifer Connelly zeigt in "Dark Water" einmal mehr, dass sie schwierige und tiefgründige Rollen perfekt beherrscht. Ihre souveräne Leistung reiht sich qualitativ ein zu ihren Auftritten in "Requiem For A Dream" und "A Beautiful Mind". Connelly verleiht der Rolle der Mutter eine schwermütigere und traurigere Erscheinung als Hitomi Kuroki im japanischen Original, die vielmehr die Hilflosigkeit und Unsicherheit der Rolle herausstellte. Selten war Jennifer Connelly so traurig und so schön anzusehen wie in "Dark Water".

Walter Salles' Remake ist düsterer geraten als Hideo Nakatas Version von "Dark Water" und atmosphärisch dichter. Ansonsten ist der Regisseur dem Original aber recht treu geblieben. Ein Film, der einem nachhängt, wie die Flecken, die man manchmal sieht, wenn man die Augen schließt.

Jens Lubbadeh

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