"Disturbia" Kale kuckt

Mit seinem Film "Disturbia" bedient Regisseur D.J. Caruso den Voyeurismus der Kinozuschauer: ein junger Mann macht gruselige Beobachtungen im Nachbarhaus. Doch "Disturbia" scheitert - nicht zuletzt am grandiosen Vorbild.

Kale ist ein junger Mann mit einem dreimonatigen Problem: Diese Zeitspanne nämlich ist Kale vom Gericht zu Hausarrest verurteilt worden, weil er tätlich gegen einen Lehrer geworden ist. So ganz grundlos geschah das nicht, denn der Lehrer war reichlich unsensibel mit der Tatsache umgegangen, dass der Schüler vor einiger Zeit seinen Vater bei einem Verkehrsunfall verloren hatte. Nur seiner netten und attraktiven Mutter Julie hat es Kale zu verdanken, im eigenen Heim statt im Gefängnis die Strafe abbrummen zu können.

Natürlich macht das einem tatendurstigen jungen Mann keinen Spaß, Kale leidet an der Situation. Doch dann entwickeln sich Ereignisse, die den Hausarrest immer aufregender werden lassen. Was sich dabei abspielt, erzählt der amerikanische Erfolgsthriller "Disturbia". Star des Films in der Rolle von Kale ist Hollywoods Aufsteiger Shia LaBeouf, der auf dem besten Weg ist zu einem populären Kinostar und sein beträchtliches Talent unter Beweis stellen kann. Carrie-Ann Moss als Mutter, David Morse als undurchsichtiger Nachbar sowie Sarah Roemer als die junge Schönheit Ashley vom Nebenhaus sind die anderen Hauptfiguren des 104 Minuten langen Films von Regisseur D.J. Caruso.

Hitchcock-Klassiker als Vorbild

Dessen und der beiden Drehbuchautoren Christopher Landon und Carl Ellsworth Vorbild bei "Disturbia" ist unverkennbar Alfred Hitchcocks Klassiker "Fenster zum Hof". In beiden Filmen ist der Hauptdarsteller an die Wohnung gefesselt, in beiden Filmen sind es beunruhigende, auf ein Kapitalverbrechen deutende Beobachtungen der lahmgelegten Helden, welche diesen wie auch die Zuschauer zunehmend in Hochspannung versetzen.

Carusos Streifen ist lange Zeit unterhaltsam, lässt sich Zeit für die Entwicklung der Handlung und vermag, weil optisch überaus gut in Szene gesetzt, für sich einzunehmen. Mit moderner Technik kann Kale in dem Haus eine Art Beobachtungsstation einrichten, was ihm nebenbei reizvolle Ausblicke auf Ashley ermöglicht, die gerade erst mit ihren Eltern ins Nebenhaus eingezogen ist. Da auch in jedem Kinobesucher ein zumindest kleiner Voyeur lauert, macht Kale mit dem Publikum faktisch gemeinsame Sache, was vielleicht auch die kommerziell einträgliche Resonanz des Films in den USA erklärt. Doch das Finale des Thrillers ist leider allzu abgeschmackt und überdreht. Natürlich soll nicht verraten werden, was es mit dem verdächtigen Nachbarn wirklich auf sich hat. Aber konnte den Drehbuchautoren nichts anderes einfallen?

Enttäuschende Voyeurismus-Variante

Man muss "Disturbia" keineswegs in direkten Vergleich zu Hitchcocks Meisterwerk setzen, um von dieser Variante über den Voyeurismus dann doch enttäuscht zu sein. Vom Hauptdarsteller mit dem kaum aussprechbaren Namen Shia LaBeouf wird allerdings noch viel zu sehen und zu hören sein. Er wird bald in Steven Spielbergs "Indiana Jones 4" an der Seite von Harrison Ford zu sehen sein.

AP
Wolfgang Hübner/AP

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