Es ist eine Frage, die die Opfer-Täter-Beziehung umkehrt und die doch immer wieder gestellt wird: "Warum bist du nicht gegangen?" Sie insinuiert, dass das Opfer einer von Missbrauch geprägten Beziehung sich dem Missbrauch hätte entziehen können. Die britische Musikerin FKA twigs sprach in einem Interview mit der US-Moderatorin Gayle King kürzlich über ihre Beziehung mit Ex-Freund Shia LaBeouf, den sie wegen Missbrauchs Ende vergangenen Jahres verklagte. Und auch King wollte von der 33-Jährigen wissen, wieso sie sich nicht einfach getrennt habe.
FKA twigs äußert sich zu mutmaßlichem Missbrauch
"Niemand, der in dieser Position war, mag diese Frage, und ich frage mich oft, ob es überhaupt eine angemessene Frage ist, sie zu stellen, und du weißt, dass die Frage lautet: 'Warum bist du nicht gegangen?'", sagte King. Die Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Tahliah Barnett heißt, fand daraufhin starke und klare Worte: "Ich werde eine Haltung einnehmen und sagen, dass ich diese Frage nicht mehr beantworten werde, denn die Frage sollte eigentlich an den Missbraucher gerichtet sein: Warum hältst du jemanden als Geisel?", antwortete sie.
"Die Leute sagen: 'Oh, so schlimm kann es nicht gewesen sein, sonst wäre sie gegangen.' Und ich sage: 'Nein, es war so schlimm, dass ich nicht gehen konnte.'"

Starke Antwort
Es gibt viele Gründe, warum Opfer von toxischen Beziehungen ihre Partner nicht verlassen. Finanzielle Abhängigkeit ist einer der Gründe. Oft wurden sie über einen langen Zeitraum hinweg isoliert, von Freunden und Familien. Am Ende ist der Partner die einzige Kontaktperson. Mentale Manipulation ist ebenfalls ein großer Faktor in Beziehungen, die von Gewalt geprägt sind. So wird den Opfern oft subtil eingeredet, ihre Gefühle seien nicht valide, sie seien (alleine) nichts wert. In vielen Fällen geht es soweit, dass die Opfer denken, sie hätten den Missbrauch sogar verdient.
Und so ist FKA twigs' Antwort auf die Frage die einzig richtige und zeigt auf, wie Missbrauch in Beziehungen in Zukunft behandelt werden sollte: Die Schuld liegt beim Täter, nicht beim Opfer.
Verwendete Quelle: CBS