
Jahre lang war sie hin- und hergerissen. "Aus der Sache wird nie im Leben etwas, dachte ich auf der einen Seite. Und hatte auf der anderen die kleine Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch irgendwie irgendwann eine Möglichkeit ergibt. Die Optimistin in mir wollte nicht aufgeben. Aber wirklich realistisch sah es eigentlich nie aus." Kristen Bell zeigt im Interview ihr strahlendstes Lächeln, wenn sie über das Comeback von "Veronica Mars" spricht, mit dem wirklich gerechnet hatte. Im Herbst ist es zehn Jahre her, dass die Amerikanerin zum ersten Mal in der Rolle der Schülerin Veronica Mars zu sehen war, die gemeinsam mit ihrem Vater neben der High School als Privatdetektivin ermittelte. Drei Jahre später, nach nur drei Staffeln, wurde die Fernsehserie dann eingestellt, nun lebt sie im Kinofilm wieder auf.
Obwohl die Kritiker begeistert waren von der sonnendurchfluteten und gleichzeitig düsteren Mischung aus Film Noir und High School-Drama, blieben die Einschaltquoten überschaubar. Schon dass es überhaupt eine dritte Staffel gab, war - nachdem der ausstrahlende US-Sender in einem anderen aufgegangen war - eigentlich eine faustdicke Überraschung. In Deutschland wurde die Serie an der Zielgruppe vorbei im Wochenend-Nachmittagsprogramm des ZDF versendet und wanderte sehr schnell ins Nachtprogramm. Dass Rob Thomas, der Schöpfer von "Veronica Mars", relativ schnell nach der Absetzung die erste Drehbuchfassung für einen Kinofilm in der Tasche hatte, durfte man eigentlich getrost unter der Rubrik Wunschdenken verbuchen. Selbst deutlich erfolgreichere Serien wie etwa "24" hatten es schließlich zu dem Zeitpunkt - trotz intensiver Planung - nie auf die Leinwand geschafft.
Fans spenden fürs Kino-Comeback
Selbst auf Kristen Bell als Zugpferd wollte sich keiner der Produzenten, bei denen Thomas anklopfte, verlassen. Zwar zog die Serien-Hauptrolle für sie einige Kino-Angebote nach sich. Doch abgesehen von "Nie mehr Sex mit der Ex" (wo sie statt der Traumfrau die nervige Ex spielte), nahm von Filmen wie "All inclusive", "When in Rome" (bei dem sie ihren heutigen Ehemann Dax Shepard kennen lernte) oder "Du schon wieder" kaum jemand Notiz. Erst in den vergangenen Wochen begann Bells Stern in Hollywood plötzlich höher zu steigen. Ein Grund: der Milliarden-Sensationerfolg"Die Eiskönigin - Völlig unverfroren". In der Disney-Produktion singt und spricht Bell die Hauptrolle und hatte derart viel Einfluss auf den Part, dass man in Prinzessin Anna nicht nur die Tollpatschigkeit und das Strahlen der Wahl-Kalifornierin zu entdecken meint, sondern sogar ihren leichten Silberblick. Ein weiterer Grund: Der "Veronica Mars"-Film, der es mit viel Verspätung nun eben doch noch auf die Leinwand (und am Tag des Kinostarts auch gleichzeitig in die Streaming- und Video-On-Demand-Kanäle) geschafft hat.
Denn nicht nur Bell konnte die Rolle der vorwitzigen Ermittlerin nie ganz loslassen. Auch die Fans, die zwar nicht allzu zahlreich, aber dafür umso hartnäckiger waren, wollten sich nicht mit dem Ende von "Veronica Mars" abfinden. Dafür, dass Thomas und sein Team den lange gehegten Traum von einer Kino-Fortsetzung nach allen den Jahren doch noch umsetzen konnten, sind letztlich nun die Fanscharen verantwortlich. Als der Serien-Autor und Regisseur in einem letzten Akt der Verzweiflung auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter nach Freiwilligen suchten, die seinem Film eine erste Anlauffinanzierung ermöglichen würden, hoffte er auf eine Summe von 2 Millionen Dollar. Das Ziel erreichte er - dank der großzügigen Fangemeinde - in nicht einmal zehn Stunden. Am Ende kam das Projekt auf über 5,5 Millionen Dollar. "Um all den Menschen, die etwas gespendet haben, nun auch die versprochene Gegenleistung zu bieten, bin ich jetzt sicher rund drei oder vier Wochen damit beschäftigt, 6000 Poster zu signieren und vor allem 1000 Anrufbeantworter-Ansagen zu sprechen", sagt Bell und lacht, sichtlich noch immer verblüfft vom Erfolg der Aktion. "Aber das ist es mir absolut wert. Denn Veronica Mars ist für mich noch immer etwas ganz besonderes - und die Fans der Serie haben für mich oberste Priorität."
Hier ist der Film in Deutschland zu sehen
Der "Veronica Mars"-Film ist nur in ausgewählten Kinos in Deutschland zu sehen. Die Kollegen von Serienjunkies.de haben eine Übersicht zusammengestellt, wo der Film gezeigt wird. Außerdem ist er bei Amazon und iTunes online verfügbar - bisher allerdings nur auf den amerikanischen Seiten.
Linktipp für alle "Veronica Mars"-Fans
Buzzfeed hat alle 64 Folgen der Serie bewertet, gerankt und mit einem animierten Gif versehen. Zu finden hier: The Definitive Ranking Of All "Veronica Mars" Episodes.