Berlinale Update Die Berlinale und die Toten der Loveparade

Die 61. Berlinale hat Fahrt bekommen. Samstag ist der Tag des Internets. Skypende Selbstmörder und das Youtube-Mammutprojekt "Life In A Day" zwischen tödlicher Realität und Manga-schönen Scheinwelten.

Was machst du gerade? Mich über einen gelungenen Tag freuen, der noch nicht mal zu Ende ist...

Energiepunkte:

100 Prozent - Kaffee!!!

Film des Tages:

"Life In A Day" - DER Youtube-Film von Joe Walker, Kevin Macdonald und den Scott-Brüdern, Ridley und Tony. Wirklich ALLE Welt war aufgerufen, am 24. Juli 2010 zu filmen, was ihnen wichtig ist. 80.000 Filme (4500 Stunden Material) aus 192 Ländern wurden eingeschickt und in einem fünfmonatigen Wahnsinnseinsatz zu 90 Minuten geschnitten, die die Welt bedeuten. Drei Fragen wurden gestellt: Was liebst du? Was hast du in der Tasche? Was fürchtest du? Das ganze Leben scheint tatsächlich dabei zu sein: Eier brutzeln in der Pfanne, ein Kind wird geboren, eine Kuh wird getötet, ein Mann isst Spaghetti Bolognese, Kinder spielen im Springbrunnen, eine Familie kommt mit der Krebserkrankung der Mutter zurecht, ein Mann wird von einer Frau abgewiesen, und es sterben bei der Loveparade in Duisburg 21 Menschen. "Wir bekamen hunderte Einsendungen zu dieser Tragödie. Was mich verfolgt, ist fast mehr der Sound als die Bilder: Man hört die Menschen gleichzeitig feiern und schreien. Sie tanzen und sie sterben", sagte Co-Regisseur und Editor Joe Walker nach dem Film zu stern.de. Und das ist auch das Geheimnis dieses Mammutprojekts, das leicht hätte schief gehen können: der Wahnsinn der Gleichzeitigkeit, dem erstaunlicher- und wunderbarerweise immer wieder Hoffnung und Lachen gegenüberstehen. ("Life In A Day" kommt im Sommer in die Kinos)

Was die Welt dringend braucht:

mehr solcher Wahrhaftigkeit

Was wir nicht mehr hören wollen:

"Das ist ein kleiner, hübscher Independent-Film, den die Welt nicht braucht" (Keine Ahnung, was die beiden satten Kritiker gesehen haben, aber es ist gerade mal der dritte Festivaltag, gute Güte!)

Sichtung des Tages: das unglaublich schöne Gesicht von Profi-Bösewicht Mark Strong ("Sherlock Holmes", "Kick-Ass") aus nächster Nähe. Er gehört zu den Produzenten von "Life In A Day" und war auch da

Zitat des Tages:

"Gott sei Dank gibt es Til Schweiger" (Dieser Satz steht in einem Artikel des "Hollywood Reporter" über das schlechte deutsche Filmjahr 2010. Mit dem Einspielergebnis von "Kokowääh" habe Schweiger bereits das deutsche Filmjahr 2011 gerettet)

News des Tages:

Ja, Bruce Willis dreht "Stirb langsam 5" - und zwar unter der Regie von Noam Murro (bisher: "Smart People" und vor allem Werbung). Das Drehbuch schreibt Skip Woods ("X-Men Origins: Wolverine", "The A-Team")

Und mal so nebenbei:

Auch wenn der polnische Social-Network-Film "Suicide Room" kein Meisterwerk ist, sollte er zum Pflichtprogramm für Eltern werden. Es geht um den 18-jährigen Politikersohn Dominik, der in einen Klassenkameraden verliebt ist, was seinen Facebook-Account zur Folterkammer werden lässt. Seine Eltern verstehen gar nichts, haben auch keine Zeit dazu. Dann trifft Dominik online Sylvia, ein Mädchen, das Ritz-Videos ins Netz stellt, und eine Art "Second Life" für Suizidgefährdete geschaffen hat. Da fühlt Dominik sich bestens aufgehoben. Ein harter, guter Film

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