Dustin Hoffman Hollywoods sympathischer Anti-Held

Gleich mit seiner ersten Rolle als verführter College-Absolvent in "Die Reifeprüfung" sorgte Dustin Hoffman für viel Aufsehen. Seither zählt er zu den beliebtesten Schauspielern des amerikanischen Films und gewann zwei Mal den Oscar. Jetzt wird Hoffman 70.

In Hollywood sind die großen Rollen für einen der körperlich kleinsten Stars rar geworden. Deshalb hat Dustin Hoffman, der am 8. August 70 Jahre alt wird, auch gerne zugesagt, als ihm für Tom Tykwers Literaturverfilmung "Das Parfum - Geschichte eines Mörders" die Rolle des eitlen Parfumiers Baldini angeboten wurde. Natürlich machte der zweifache Oscar-Preisträger aus seinem nicht allzu langen Auftritt in dem internationalen Kinoerfolg aus deutscher Produktion ein ganz eigenes Kabinettstückchen. Aber wer einen so hochkalibrigen Darsteller wie Hoffman verpflichtet, der erwartet auch nichts anderes.

Ghandi schnappte ihm einen Oscar weg

Seit seinem sensationellen Kinodebüt 1967 in "Die Reifeprüfung" zählt der 1937 in Los Angeles als Spross jüdisch-russischer Eltern geborene Künstler zu den beliebtesten und gefragtesten Gesichtern des amerikanischen Films. Die Liste der modernen Leinwandklassiker, in denen Hoffman mitwirkte, ist ebenso lang wie imposant: Dazu gehört das Großstadt-Drama "Midnight Cowboy" (1969), der satirisch-kritische Western "Little Big Man" (1970) oder die Watergate-Kinoversion "Die Unbestechlichen" (1976) an der Seite des gleichaltrigen Robert Redford. Aber es war dann doch das Scheidungs-Drama "Kramer gegen Kramer" mit Meryl Streep, das 1980 Hoffman den schon längst überfälligen Oscar einbrachte.

Der nach zwei Ehen fünffache Vater hätte bereits zwei Jahre später in "Tootsie" für seine glanzvoll-sensible Darstellung eines arbeitslosen Schauspielers, der nur als Frau verkleidet einen Job bekommt, einen weiteren Oscar bekommen müssen. Doch damals erhielt Ben Kingsley für die Titelrolle in "Gandhi" die begehrte Auszeichnung.

1989 war es aber gänzlich unumstritten, die Goldstatuette abermals an Hoffman zu vergeben: Mit "Rain Man" rührte er die Welt. Ein Jahr lang hatte sich der Perfektionist auf die Verkörperung eines Autisten vorbereitet, das Ergebnis war großes Kino.

Die große Karriere eines Winzlings

In New York hatte sich der junge Schauspieler einst an Off-Broadway-Bühnen seine ersten Sporen verdient, zum Beispiel als verkrüppelter Homosexueller in einer rabenschwarzen Komödie. 1967 suchte der aus Deutschland stammende Regisseur Mike Nichols einen geeigneten Darsteller für die männliche Hauptrolle in "Die Reifeprüfung" mit Ann Bancroft als reife Verführerin eines jungen Mannes. Unter den vielen Kandidaten wählte Nichols ausgerechnet Hoffman aus, sehr zur Verwunderung der in dem Film gleichfalls mitwirkenden Katherine Ross: "Er sah aus, als sei er lediglich einen Meter groß und ein vollkommen ernsthafter Mensch, bar jeden Witzes und ziemlich verwahrlost." Doch nicht Katherine Ross machte die ganz große Karriere auf der Leinwand, sondern der Winzling, der schnell zu Hollywoods sympathischem Anti-Helden wurde.

Dustin Hoffman hat im letzten Jahrzehnt nicht immer die glücklichste Rollenauswahl getroffen. Wie gut er ist, muss er allerdings schon längst nicht mehr beweisen. Auch in einer kleinen Rolle wie die in "Das Parfum" demonstriert er ganz mühelos die Klasse, die er besitzt.

AP
Wolfgang Hübner/AP

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