Leute, mal ganz ehrlich! Mir geht das ganze Theater um den "Baader Meinhof Komplex" gewaltig auf die Nerven. Und zwar in jeder Hinsicht: Wenn Bernd Eichinger einen Film macht, dann geht es in erster Linie darum - was ja auch völlig legitim ist - einen Haufen Kohle zu verdienen. Alles andere ist zweitrangig. Warum er das ausgerechnet mit einem Actionfilm über die RAF-Mörder erreichen will, verstehe ich nicht. Dieser Film wird an der öffentlichen Meinung über die RAF nichts ändern. Er ist einfach gemacht worden, um 30 Jahre nach dem "Deutschen Herbst" ordentlich Gewinne einzufahren.
E-Mail von Till
Seine Karriere begann Till Hoheneder, 42, als Musiker und Parodist mit dem legendären Duo Till & Obel. Mit der Rockgruppe "Till & Die Altobellis" absolviert er regelmäßig Auftritte mit Comedy-Einlagen. Zudem ist der Entertainer und Autor mit seinem Solo-Programm "Herrencreme" auf Tournee. Als Autor schreibt er u.a. für Comedians wie Atze Schröder, Gaby Köster, etc...Mehr Infos gibt es unter www.tillhoheneder.de
Ich brauche keinen Moritz Bleibtreu als coolen Andreas Baader. Dass er angeblich Charisma hatte, eitel war und Porsche fuhr, ändert auch nichts an der Tatsache, dass er ein Riesenarschloch war. Ein Terrorist und Mörder, der bewusst in Kauf genommen hat, dass Menschen bei seinen Verbrechen getötet werden. Ich brauche auch - obwohl "Der Spiegel" es mir anders suggerieren wollte - keine Bilder zu dem feigen und kaltblütigen Mord an Jürgen Ponto. Wenn ich sehen will, wie Menschen auf eine Motorhaube springen und aus einem halben Meter mit einer MG in ein Auto ballern, dann schaue ich mir die 47. Wiederholung von irgendeinem sinnfreien Bruce-Willis-Film an. Da weiß ich wenigstens, dass es nur ein schwachsinniger Unterhaltungsfilm ist.
"Ponto, Buback, Schleyer - der nächste ist der Meyer"
Aber die RAF als Kinospaß mit Popcorn und Magnum Mandel zu verstehen, finde ich geschmacklos und gefährlich: Dieser Film wird auch nicht erklären können, warum diese paar Menschen jeglichen Bezug zur Realität verloren und sich das Recht genommen haben, Menschen hinzurichten. Ich glaube eher, dass es genug dumme Jugendliche geben wird, die ohne jegliches Wissen über diese Zeit den Film und ihre "coolen" Figuren konsumieren und damit der Popstarkult um Baader & Co. auf eine neue Generation überspringen kann.
Ich habe diese Zeit in den 70er Jahren nicht wirklich bewusst erlebt. Aber ich kann mich sehr wohl daran erinnern, dass bei uns in der Oberstufe auf dem Gymnasium Sprüche an der Tafel standen wie "Ponto, Buback, Schleyer - der nächste ist der Meyer", wobei mit Letzterem ein wenig beliebter Mathelehrer gemeint war. Es gab genügend Schüler, die das okay fanden, dass da Leute gegen das "Schweinesystem" kämpfen. Unfassbar dumm. Aber es zeigt, dass es damals eindeutige Tendenzen gab, brutale Terror- und Mörderbanden als romantische Revoluzzerikonen zu verklären, die für eine gerechte Sache gekämpft haben. Von wegen!
Leider jedoch wird dieser Film nicht dazu beitragen, der Terrorverherrlichung ein Ende zu bereiten. Und alle, die diesen Baader-Meinhof-Komplex haben, sollten sich einfach mal über Rosa Parks, Nelson Mandela, Mahatma Gandhi oder Dr. Martin Luther King informieren. Die haben auch versucht, etwas zu verändern. Aber ohne zu morden und ohne entrücktes, ideologisches, realitätsfernes und theoretisches Gefasel. Ach, und bei der Gelegenheit sollten wir endlich auch mal den Che-Guevara-Heiligenschein wegwerfen. Wird höchste Zeit! Bis die Tage ...