"Entourage - der Film" Ein Backstage-Pass für Hollywood

Von Andreas Renner, Los Angeles
Sex, Drogen, Geld, Autos, Frauen: Der erhellende wie unterhaltsame Film "Entourage" erzählt vom aberwitzigen Leben als Hollywood-Star. Macher Mark Wahlberg hat sich dazu einfach an seinem eigenen Werdegang zum orientiert.

Eigentlich wollte Mark Wahlberg mit seiner alten Boston-Clique ursprünglich eine Dokumentation über das verrückte Leben auf der Überholspur Richtung Hollywood-Ruhm drehen. Doch die kriminelle Vergangenheit von Wahlberg und seiner "Entourage" stand dem im Wege. Bevor Wahlberg volljährig war, wurde er 25 Mal verhaftet: Autodiebstahl, Raubüberfall, Körperverletzung, Drogenhandel. Das volle Programm.

Der Hollywood-Star ist längst geläutert und sowohl als Schauspieler wie auch als Produzent schwer erfolgreich. Doch der Weg dorthin, die abgefahrenen Jahre als Jungspund, der erst als Rapper "Marky Mark" und später als Mark Wahlberg Karriere machte, die waren einfach zu spannend, um sie nicht irgendwie in Szene zu setzen. Und so entschied sich Wahlberg für eine TV-Serie namens "Entourage", um die eigenen Anfänge in Hollywood, die er gemeinsam mit seinen Jungs aus Boston in L.A. erlebte, zu erzählen. Minus allem Kriminellen. Acht Staffeln lang lief die Serie zwischen 2004 und 2011 erfolgreich beim Sender HBO – nun soll der Film "Entourage" die Abenteuer von Wahlberg alias Vincent Chase weitererzählen.

Ruhm, Absturz, Skandale

"Vieles von dem, was Vincent Chase und seine Jungs erleben, ist sehr realer Alltag in Hollywood. Einiges haben wir bewusst überzeichnet und ironisch dargestellt, aber das meiste ist Hollywood pur," sagt Mark Wahlberg, der als Produzent der Serie und des Filmes fungierte. Die Clique durchläuft all das, was wir tagtäglich als Nachrichten von Stars und Starletts lesen: Ruhm, Absturz, Skandale, Drogen, Sex, maßlose Partys, Blitzhochzeiten, Blitzscheidungen, schnelle Autos, Frauen ohne Ende. "Entourage" ist eine Art Backstage-Pass in die spannende wie zerstörerische Welt von Hollywoods Showbusiness.

Kinotrailer: "Entourage"
"Entourage"

Der cholerische Agent Ari Gold ist so politisch inkorrekt, wie man nur sein kann. "Solche Typen gibt es reihenweise in den großen Agenturen", sagt Jeremy Piven, der Ari im Film verkörpert. Beim Handel um Filmstars und Filmrechte wird, wie im Film dargestellt, hinter verschlossenen Türen mit harten Bandagen gekämpft, "weil es um Millionen und Milliarden von Dollar geht", sagt Piven gegenüber dem stern.

Hommage an die Männerfreundschaft

Währenddessen versuchen die jungen Schauspieler draußen im Großstadt-Dschungel von L.A. mit dem neuen Gefühl von Ruhm und Reichtum umzugehen. Mark Wahlberg kennt dieses Gefühl nur zu gut: "Wenn man die erste Hürde genommen hat und als Jungstar angekommen ist in Hollywood, beginnt der Wahnsinn. Es wird einem alles in den Hintern geblasen, man wird hofiert, verführt, benutzt und läuft schnell Gefahr, den Boden unter den Füßen zu verlieren, weil man irgendwann denkt, man ist der Größte." Die Folge: tragische Beispiele wie Justin Bieber, Lindsay Lohan, Heath Ledger, Britney Spears.

Für Wahlberg war damals allerdings klar: ein weiterer Absturz war keine Option, dafür sollte seine "Entourage" sorgen. Leute wie sein Cousin Johnny "Drama" Alves (im Film Johnny "Drama" Chase, gespielt von Kevin Dillon) oder sein Manager Eric Weinstein (im Film Eric Murphy, gespielt von Kevin Connolly). "Ohne diese Art von Bodenhaftung kommt man schnell unter die Räder in Hollywood", erinnert sich Wahlberg. "Entourage" ist demnach auch eine Art Hommage von Wahlberg an die Männerfreundschaft und seine Jungs aus Boston. 

Viele Frauen in Bikinis

"Entourage – der Film" ist für den Kinobesucher am Ende eher ein Ausflug hinter die Kulissen von Hollywoods Filmwelt und verschafft Einblicke in das extravagante Partytreiben mit jeder Menge spärlich bekleideter Frauen, protzigen Promivillen und den üblichen Eitelkeiten. Den Hauch von Realität liefern 21 Gastauftritte von Stars wie Jessica Alba, Liam Neeson, Martin Landau, Mike Tyson, Jon Favreau, Warren Buffet und Pharrell Williams.

Wer mit dem Hollywood-Zirkus nichts am Hut hat, für den ist "Entourage" womöglich etwas befremdlich. Wer wissen möchte, wie sich Starsein anfühlt für die Akteure der Filmbranche, ohne die Handlung zu ernst zu nehmen, der fühlt sich sicher gut unterhalten mit dieser Komödie. Wer einfach nur schöne Menschen und viele Frauen in Bikinis sehen will, der ist bei "Entourage" ohnehin immer gut aufgehoben. 

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