Joachim Król in "Ausgerechnet Sibirien" Ein Pedant erliegt dem Zauber der Steppe

Sibirien ist so weit weg, dass die Lebensgewohnheiten komplett anders sind als in Deutschland. Das erlebt Joachim Król als pedantischer Mode-Logistiker in "Ausgerechnet Sibirien". Dort erliegt er aber auch dem Zauber einer geheimnisvollen Schamanentochter.
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"Ausgerechnet Sibirien"

Ein deutscher Pedant im wilden Sibirien - das kann nur schief gehen! Missmutig folgt der Mode-Logistiker Bleuel (Joachim Król) dem Auftrag seines Chefs, dort in einer Boutique der Modemarke nach dem Rechten zu sehen. Die Geschäftsreise wird zum Alptraum. Keiner spricht Deutsch und niemand hält sich an Regeln. Bleuel ist entsetzt, ebenso wie die Ladeninhaberin Galina Karpova, die mit dem Gründlichkeitsfanatiker nichts anfangen kann und ihn mit jeder Menge Wodka locker machen will. Doch auch in Sibirien sind Wunder möglich. Bleuel erlebt seins in Gestalt der Sängerin Sajana, die ihn mit ihrer Stimme verzaubert. Als er ihr nachreist, beginnt eine aufregende und melancholische Reise ins Herz des Landes, die Ralf Huettner ("Vincent will Meer") in "Ausgerechnet Sibirien" unterhaltsam und nachdenklich inszeniert hat.

Natürlich kennt man das Spiel mit geografischen Gegensätzen aus Filmen wie der französischen Komödie "Willkommen bei den Sch'tis". Doch "Ausgerechnet Sibirien" ist anders, weil er darüber hinaus geht. Bleuel hat neben seinem Hang zur Pedanterie noch eine andere Seite: Wenn er nicht über Zahlen und Computerprogrammen brütet, versenkt er sich in die Welt des Schamanismus. Deshalb ist er elektrisiert, als er Sajana begegnet. Denn sie ist die Tochter einer Schamanin und zieht ihn mit ihrer geheimnisvollen Art völlig in ihren Bann.

Doch auch wenn beide füreinander Liebe empfinden, liegen zwischen der jungen Frau aus dem von Geistern und Mythen bevölkerten Sibirien und dem Deutschen aus einer Leverkusener Reihenhaussiedlung Welten. Mutig versucht Bleuel, sein ordnungsliebendes, korrektes Wesen über Bord zu werfen und sich auf die Magie von Sajanas Heimat einzulassen.

Lustig und zart zugleich

Huettner zeigt Bleuel als komisch-tragische Figur, die verzweifelt aus ihrer engen Welt ausbrechen will und doch nicht über ihren Schatten springen kann. Das wird schon bei seiner Ankunft in Sibirien deutlich. Durch Zufall trifft er seinen Schulfreund Holger (Armin Rohde). Der weltgewandte Angeber steht ihm mit seinen russischen Sprachkenntnissen zur Seite, ebenso wie der Dolmetscher Artjom. Lustig sind die Szenen, in den Galina ihn mit russischen Gewohnheiten vertraut machen will, aber mit Wodka und Umarmungen eher verschreckt. Zart ist dagegen die Liebesgeschichte zu Sajana, die Kameramann Stefan Ciupek mit wunderschönen Bildern untermalt. Einfühlsam fängt er den Zauber der sibirischen Steppe ein und macht den Film auch visuell zu einem großen Vergnügen.

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Cordula Dieckmann, DPA

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