Herr Vacano, laut Ihrem Anwalt haben Sie für die Jahre 1980 und 1981 bereits 180.000 Mark bekommen. War das nicht angemessen?
Nein, denn umgerechnet war das für mich ein Stundenlohn von 23 Mark. Das ist gemessen an dem späteren Welterfolg von "Das Boot" einfach zu wenig. Ich fordere seit Jahren eine Anpassung der damaligen Verträge.
Wie viel Geld wollen Sie noch haben?
Das kann ich Ihnen erst sagen, wenn ich weiß, wie viel der Film weltweit eingespielt hat. Diese Auskunft will ich jetzt von den Produzenten einklagen. Daran kann ich in einem zweiten Verfahren meine Forderung orientieren.
Sie nagen nicht am Hungertuch und jetzt diese Klage nach so vielen Jahren – geht es da nicht eher um eine Frage der Ehre als des Geldes?
Ja absolut. Es hat sehr viel mit Ehre und Anerkennung zu tun. Ich habe hier bei einem der ganz großen Filme der deutschen Filmgeschichte die Bildgestaltung gemacht. All die eindrucksvollen Bilder, die alles von mir verlangt haben. Der persönliche Aufwand war immens. Es geht mir also nicht darum, ob ich ein paar Euro mehr oder weniger bekomme. Glauben Sie mir, wenn ich jetzt einen Film machen würde, anstatt diesen Prozess durchzufechten, würde ich sicherlich mehr Geld verdienen.
Zur Person
Jost Vacano, 74, war Chef-Kameramann beim Leinwandklassiker "Das Boot". Für diese Arbeit wurde er sogar für den Oscar nominiert. Verantwortlich für die Bildgestaltung war er auch bei "Die unendliche Geschichte", "Showgirls" und "Hollow Man". In die Filmgeschichte ist Vacano eingegangen, weil er verschiedene Kameratechniken ausprobiert hat.
Wie viel verdient ein Kameramann Ihres Formats heute?
In Deutschland liegt die Tarifmindestgage bei circa 2500 Euro die Woche. In Amerika sind die Honorare etwa doppelt so hoch. Stars der Branche verdienen bis zu 20000 Dollar die Woche. Aber das setzt oft eine Sieben-Tage-Woche mit 16 Stunden täglich voraus.
Was sagen Sie zu dem Argument der Gegenseite, dass der Welterfolg "Das Boot" noch immer keine schwarzen Zahlen geschrieben hat?
Das nennt sich "kreative Buchführung" und ist gängige Praxis in der Filmbranche. Filmproduzenten, die viele Projekte am Laufen haben, transferieren Gewinne von einem erfolgreichen Film zu einem verlustreichen Film. Man kann die Buchführung immer so gestalten, dass es so aussieht, als habe man im Endeffekt an einem Filmprojekt nichts verdient.
Das sind ja keine guten Voraussetzungen für Ihre Klage. Wie weit wollen Sie gehen?
Ich bleibe hartnäckig und rechne nicht mit einer schnellen Lösung. Wenn meine Klage hier und später beim Oberlandesgericht abgewiesen wird, bin ich durchaus gewillt, bis zum Bundesgerichtshof zu gehen. Ich sehe das als eine Art Lebensaufgabe und streite auch im Sinne meiner Kamerakollegen.
"Das Boot" war, mit der Oscar-Nominierung für die Kameraarbeit, auch Ihr persönlich größter Erfolg. Wurmt es Sie immer noch, dass es damals nicht für den Oscar gereicht hat?
Die Nominierung an sich war schon ein unglaublicher Erfolg, der vollkommen unerwartet kam. Aber, wenn man so kurz vorm Ziel ist und es dann knapp nicht reicht, ist man schon enttäuscht.
Interview: Felix Sperling