Lauren Bacall war Humphrey Bogarts große Liebe, die Frau, die Hollywoods "einsamen Wolf" zu zähmen vermochte. Gerade 19, verführerisch, mit grünen Augen und Whiskey-Stimme, begegnete sie dem 44-jährigen Star vor der Kamera. Das erotische Knistern in Howard Hawks Verfilmung von Hemingways "Haben und Nichthaben" machte Bacall über Nacht berühmt - und binnen Jahresfrist zu "Bogies" vierter Frau. An diesem Donnerstag (16. September) wird sie 80 Jahre alt.
Ihre Karriere erlebte zahlreiche Höhepunkte und ist auch nach sechs Jahrzehnten noch nicht am Ende. Der Ehe mit Humphrey Bogart waren dagegen nur 13 Jahre beschieden. Der "Casablanca"-Star mit der Zigarette im Mundwinkel, dem ironischen Blick unter dem weichen Filzhut und dem zerdrückten Regenmantel starb im Januar 1957 an Kehlkopfkrebs.
Baby und Bogie
Das Traumpaar "Baby and Bogie" ist in weiteren drei Filmen verewigt, den Krimis "Tote schlafen fest" (1946) ebenfalls unter Hawks Regie, "Das unbekannte Gesicht" im Jahr darauf und dem John-Huston-Klassiker "Gangster in Key Largo" (1948). Schlagzeilen machten die beiden auch mit ihrem mutigen Engagement gegen die berüchtigten "Schwarzen Listen" der Kommunistenjäger in der McCarthy-Ära.
In den 50er Jahren bewies Bacall ein Talent für intelligente Komödien - immer mit einem beträchtlichen Schuss Zynismus. "Wie angelt man einen Millionär" (1953) mit Marilyn Monroe, "In den Wind geschrieben" (1956) und die Vincente-Minnelli-Komödie "Warum hab ich ja gesagt?" gehören zu ihren großen Erfolgen aus dieser Zeit.
Erfolg am Broadway
Nach Bogarts frühem Tod floh Bacall mit den gemeinsamen zwei Kindern Stephen und Leslie zurück nach New York. Dort war sie als Tochter eines Verkäufers und einer Sekretärin jüdischer Abstammung 1924 auf die Welt gekommen. Bald lag ihr der Broadway zu Füßen. Für ihre unvergesslichen Rollen in "Applause", der Bühnenversion eines Betty-Davis-Films, und der Komödie "Woman of the Year" wurde sie 1970 und 1981 mit je einem Tony-Preis belohnt. Eine zweite Ehe mit dem Schauspieler Jason Robards ging nach acht Jahren in die Brüche.
Für Sidney Lumets "Mord im Orient-Express" ließ sich Bacall 1974 wieder aufs Filmen ein. John Wayne bekam sie für seinen letzten Film "The Shootist" (1976), und Peter Ustinov gewann sie für "Rendezvous mit einer Leiche" (1987). Fernsehzuschauer sahen Bacall neben Gregory Peck in "Das Portrait" (1992) und mit Alec Guinness in dem TV-Film "Auf fremdem Felde". Weitere Charakterrollen besetzte sie in "Harper" mit Paul Newman sowie "Liebe hat zwei Gesichter" mit Barbra Streisand.
1999 stand sie 75-jährig neben Kirk Douglas für "Diamonds" vor der Kamera. Mit Nicole Kidman drehte sie vergangenes Jahr den Film "Dogwood" und spielt derzeit in "Birth" Kidmans Mutter. Obwohl mit Kidman befreundet, platzte ihr doch bei einem Interview der Kragen, als die 37-jährige Oscar-Preisträgerin aus Australien von einem britischen Sender als "Legende" gerühmt wurde. "Sie ist noch eine Anfängerin. Als Legende muss sie älter sein" empörte sich Bacall.