Madonnas "W.E." Verfilmtes Style-Book der 30er

Tolle Bilder, leblose Menschen: In Madonnas zweiter Regiearbeit "W.E." steht eine Liebesgeschichte im Vordergrund - doch die Figuren bleiben blass.
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"W.E."

Sie gibt einfach nicht auf, und das ist wohl auch das Geheimnis ihres Jahrzehnte währenden Erfolges. Doch im Ergebnis sind Madonnas Versuche, sich im Filmgeschäft zu etablieren, immer wieder enttäuschend - na gut, "Evita" war ganz okay. "W.E." ist die zweite Kino-Regiearbeit der Queen of Pop, und wenn man möchte, kommt sie als Gegenentwurf zum Oscarfilm "The King's Speech" daher. Im Zentrum steht die Romanze zwischen dem britischen Thronerben Edward und der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson. Ein Skandal, der 1936 dazu führte, dass Edwards kleiner Bruder Albert (der stotternde Held aus "The King's Speech") König wurde.

Madonna fühlte sich offenbar für die Ehrrettung ihrer "ruchlosen" Landsmännin verantwortlich. Und so werden wir Zeuge davon, in welchen Selbstzweifeln sich die stets perfekt gestylte Frau angeblich stets gewunden hat. Und weil das nicht reicht, hat Madonna noch die Geschichte einer betrogenen Ehefrau von heute darin verflochten, die als pathologische Wallis-Simpson-Fetischistin durchs New York der oberen Zehntausend schwebt. Das Tragische an diesem Film ist jedoch nicht die erniedrigte Frau, sondern dass die Menschen auf der Leinwand keine Sekunde lang atmen. "W.E." ist ein verfilmtes Style-Book der 30er und deren aktueller Retroversion. Das sind zuweilen tolle Bilder, nur sind einem die Menschen darin herzlich egal.

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