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Mario Adorf wird 80 Der Mann, den die Frauen begehrten

Es gab Zeiten, da wollte jede zweite Frau mit ihm schlafen. Auch an seinem 80. Geburtstag ist Mario Adorf eine stattliche Erscheinung. Eine Liebeserklärung.
Von Gerda-Marie Schönfeld

Es gibt Männer, die mit den Jahren immer schöner werden. Mario Adorf gehört dazu. Auf seinen frühen Fotos sieht man einen kräftigen, robusten, fast ein wenig brutal wirkenden Kleinstadt-Helden, dem grausame Frauenmörder und tumbe Mexikaner-Schurken auf der Leinwand ebenso grandios gelingen wie eiskalte Nazis. Die späteren Bilder zeigen einen eleganten weißhaarigen Herrn, der mit Anstand älter wird und gern Hut trägt. Dazwischen liegen mehr als 50 Jahre einer ununterbrochenen Karriere. Am Mittwoch wird Mario Adorf 80 Jahre alt. Eine Gala hat er sich verbeten. Mit der Begründung, "da sitz ich dann im Sessel, und dann kommen viele Leute und lügen einem ins Gesicht".

Gefeiert werden soll im kleinen Kreis in St.Tropez. Das ist nicht sein Promi-Domizil, sondern die Heimat seiner schönen blonden temperamentvollen Frau Monique, mit der er seit 1985 verheiratet ist und die er vor 40 Jahren als Freundin von Brigitte Bardot kennenlernte. Seine berühmte Nachbarin gehört längst nicht mehr zu seinen Freunden. Der eher linksliberale Mario Adorf ist ziemlich angewidert von dem radikalen Rechtsruck des einstigen Weltstars B.B.

Jede Zweite wollte mit ihm schlafen

Aber aus jenen Jahren der Libertinage, aus den wilden Siebzigern, stammt sein Ruf als Frauenliebling, als Herzensbrecher. Und Adorf war sich seiner Wirkung auf Frauen durchaus bewusst. Als er vom Ergebnis einer Umfrage erfuhr, dass 50 Prozent aller deutschen Frauen mit ihm schlafen wollen soll er gesagt haben: "Und was ist mit den anderen 50 Prozent?" So will es zumindest die Anekdote.

Früher hat er auf Fragen nach Sex, Liebe und Frauen freimütig Auskunft gegeben und bekannt, er sei nie ein Aufreißer gewesen, aber er habe sich durchaus gerne verführen lassen. Nun habe er es sich redlich verdient, so blöde Fragen nicht mehr beantworten zu müssen, sagt Adorf heute. Stimmt.

Mehr als 200 Filme hat Mario Adorf gedreht. Mit dem Frauenmörder in "Nachts, wenn der Teufel kam" gelang ihm 1957 der Durchbruch. Die Belohnung: der Bundesfilmpreis. Die vielen Mexikaner-Schurken, die er danach in zweifelhaften Gossenhauern darstellte - sie sind längst Vergangenheit. Adorf bleibt dem Publikum vor allem als Charakterdarsteller in Erinnerung. Zum Beispiel als einfältiger, gutmütiger Nazi in Volker Schlöndorffs Literaturverfilmung "Die Blechtrommel" (1979). Der Film bekam einen Oscar.

Kult ist bis heute seine Rolle als Heini Haffenloher in "Kir Royal" (1986), ein Provinzfabrikant, der unbedingt in die Münchner Schickeria will und den Klatschreporter Baby Schimmerlos (Xaver Kroetz) anpfeift: "Isch scheiß disch so wat von zu mit meinem Jeld"). Das war einfach zu schön.

Jahrzehntelange Beharrlichkeit ohne Ellenbogen

1993 wechselte Mario Adorf in die Rolle des Patriarchen in Dieter Wedels höchst erfolgreichen TV-Vierteiler "Der große Bellheim", der seine Firma mit Hilfe einer Rentnergang vor gierigen Heuschrecken rettet. Damit war Adorf endgültig zu einem der beliebtesten und bekanntesten deutschen Schauspieler geworden. Vieles an seiner Karriere, an dieser jahrzehntelangen Beharrlichkeit ohne Ellenbogen, hat Mario Adorf seiner alleinerziehenden Mutter zu verdanken. In seinem Buch "Mit einer Nadel bloß" hat er ihr ein warmherziges Denkmal gesetzt. Sie vor allem hat dem Buben das Selbstbewusstsein beigebracht, das man zum Überleben braucht. Das war ein Glücksfall in Adorfs frühen Kinderjahren in der Eifel, als Unehelichkeit noch als Makel galt. Seinen leiblichen Vater, einen italienischen Arzt, hat Adorf nur einmal gesehen. Nach dessen Tod stand er an Vaters Grab, um aus ganzem Herzen den Satz zu sagen: "Du Arsch".

Adorf hat eine Tochter, die Schauspielerin Stella Adorf, und einen Enkelsohn in Berlin. Und noch viele Pläne. Sein künftiges Lieblings-Filmprojekt gilt einem Deutschen, der die Welt verändert hat: Karl Marx. Er würde gern die Hauptrolle spielen. Was fehlt: das Kapital. An diesem Freitag zeigt die ARD erstmal einen Zweiteiler zu Ehren des Jubilars. "Der letzte Patriarch", die Geschichte einer norddeutschen Familiendynastie. Es ist eine Rolle, die extra für ihn geschrieben wurde. Ein Geburtstagsgeschenk nach seinem Herzen, besser als jede Gala.

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