Einen Tag nachdem im vergangenen Herbst die ersten Enthüllungen über Filmproduzent Harvey Weinstein in der "New York Times" veröffentlicht wurden, stand Schauspielerin Rebecca Hall mit Regisseur Woody Allen am Set seines neuen Films "A Rainy Day in New York". Für Hall eine mehr als komische Situation, wie die 35-Jährige jetzt auf ihrem Instagram-Kanal erklärt. "In den Wochen danach habe ich über meine Entscheidung nachgedacht und bin noch immer traurig darüber", schreibt sie.
Timothée Chalamet und Rebecca Hall wollen ihre Gage spenden
Inspiriert von der Debatte um #metoo und die Bemühungen der "Time’s Up"-Kampagne haben nun sowohl Hall als auch Jungstar Timothée Chalamet angekündigt, ihre Gage aus dem Allen-Streifen zu spenden – unter anderem an den "Time's Up"-Rechtsfonds. Beide erklärten ihre Entscheidung auf der Social-Media-Plattform. "Ich wurde in ein paar Interviews gefragt, warum ich letzten Sommer mit Woody Allen gedreht habe. Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen kann ich die Frage nicht direkt beantworten", schreibt Chalamet und erklärt: "Aber ich kann Folgendes sagen: Ich will aus meiner Arbeit an dem Film keinen Profit schlagen und spende deshalb mein gesamtes Gehalt", so der 22-Jährige, der für seine schauspielerische Leistung in dem Drama "Call Me By Your Name" für einen Golden Globe nominiert war.
Hollywood-Schauspielerinnen glauben Woody Allens Adoptivtochter Dylan Farrow
Rebecca Hall, die schon 2008 in Allens Film "Vicky Christina Barcelona" mitspielte, bezog sich in ihrer Erklärung auf die immer wieder laut werdenden Anschuldigungen von Dylan Farrow, der gemeinsamen Adoptivtochter von Woody Allen und Mia Farrow. Die 32-jährige wirft ihrem Adoptivvater vor, sie im Alter von sieben Jahren sexuell missbraucht zu haben. Allen bestreitet dies. Zwei Ermittlungen gegen den Erfolgsregisseur blieben ohne Ergebnis. Erst kürzlich erläuterte Farrow ihre Vorwürfe erneut öffentlich und beklagte in einem sehr persönlichen Meinungsstück in der "LA Times", dass Hollywood-Stars noch immer regelmäßig mit ihrem mutmaßlichen Peiniger arbeiten würden. "Nachdem ich Dylan Farrows neue und ältere Statements wieder und wieder gelesen habe, verstehe ich nicht nur, wie kompliziert die Angelegenheit ist, sondern auch, dass meine Taten dazu geführt haben, dass eine andere Frau sich abgewiesen und zum Schweigen gebracht gefühlt hat", schreibt Hall unter ein Foto des "Time’s Up"-Logos.
Chalamet und Hall sind nicht die einzigen Schauspieler, die sich mittlerweile von Allen entfernt haben. Sowohl die Oscarpreisträgerinnen Reese Witherspoon, Natalie Portman als auch "Interstellar"-Star Jessica Chastain haben in den letzten Tagen öffentlich gesagt, dass sie Dylan Farrow glauben.


Im Netz werden Hall und Chalamet für ihren Mut und ihre aufrichtigen Erklärungen gelobt. Die Debatte um #metoo macht deutlich, dass in Hollywood ein Umdenken stattgefunden hat – mutmaßlichen Opfern wird mehr Glauben geschenkt, sie werden angehört.
In Allens Komödie, in der unter anderem auch Jude Law und Elle Fanning mitspielen, geht es um einen Mann mittleren Alters, der eine Affäre mit einem 15-jährigen Mädchen beginnt. Ein Thema, mit dem sich der 82-Jährige nicht zum ersten Mal – in einem seiner filmischen Stoffe – befasst.