Filmproduktionen eingestellt US-Schauspieler beziehen Streikposten vor Filmstudios in Los Angeles

Nach den Drehbuchautoren sind auch die Schauspieler und Schauspielerinnen der Gewerkschaft SAG-AFTRA in den Streik getreten. Es ist der erste Doppelstreik in der US-Filmindustrie seit 1960.
Nach den Drehbuchautoren sind auch die Schauspieler und Schauspielerinnen der Gewerkschaft SAG-AFTRA in den Streik getreten. Es ist der erste Doppelstreik in der US-Filmindustrie seit 1960.
© Timothy A. Clary / AFP
Einige wenige Schauspielerinnen und Schauspieler sind schwerreiche Stars – für die meisten aber ist die Arbeit vor der Kamera ein Geschäft, das immer mehr bedroht ist. Seit Freitag streiken sie nun in den USA – und das hat schon erste Auswirkungen in der Filmindustrie.

Am ersten Tag ihres Streiks haben Hollywoods Schauspielerinnen und Schauspieler Streikposten vor den großen US-Filmstudios in Los Angeles bezogen. Hunderte Streikende zogen am Freitag mit Plakaten zum Netflix-Gebäude am legendären Sunset Boulevard und vor die Studios von HBO, Amazon und Paramount. Unterstützung bekamen sie von hupenden Autofahrern. Auch in New York gab es Streikposten.

Der Streik sei für sie ein "historischer Moment", sagte die 44-jährige Vera Cherny, die vor allem aus den Serien "The Americans" und "For All Mankind" bekannt ist. "Es ist an der Zeit, dass wir die Verträge abschließen, von denen zukünftige Generationen von Schauspielern profitieren werden. Genau wie 1960", sagte die Schauspielerin.

Auch Stars wie Allison Janney ("The West Wing - Im Zentrum der Macht"), Mandy Moore ("This Is Us - Das ist Leben") und Ben Schwartz ("Sonic the Hedgehog") machten bei den Streikposten mit. In New York nahmen unter anderen Jason Sudeikis und Susan Sarandon an der Kundgebung teil. 

Der Kampf um den existenzsichernden Lohn in Hollywood

In Manhattan sagte die 36-jährige Schauspielerin Casey Killoran, vielen Kolleginnen und Kollegen in New York gehe es darum, von den Produktionsfirmen überhaupt einen "existenzsichernden Lohn" zu bekommen. "Wir wollen an dem Ort leben können, an dem wir arbeiten", sagte sie.

Nach gescheiterten Verhandlungen mit den großen Filmstudios waren die Schauspielerinnen und Schauspieler der Gewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA) um Mitternacht in den Streik getreten. Es ist der erste Streik der US-Schauspieler seit 1980. Weil seit elf Wochen auch die US-Drehbuchautoren streiken, erlebt Hollywood damit erstmals seit mehr als 60 Jahren einen Doppelstreik.

"Wir sind seit ungefähr 80 Tagen hier draußen", sagte Marta Kauffman, die die Kultserie "Friends" mitentwickelt hat. Die Tatsache, dass nun auch die Schauspielergewerkschaft in den Streik getreten sei, "hat viel Energie gebracht und es herrscht eine unglaubliche Solidarität", sagte sie.

Hatte die seit Wochen andauernde Arbeitsniederlegung der Drehbuchautoren Produktionen für Kino und Fernsehen bereits stark behindert, dürften viele Film- und Serienprojekte jetzt wegen des Schauspieler-Streiks endgültig zum Erliegen kommen. Zudem werden geplante Premieren für bereits vollendete Filme ausfallen oder verschoben werden müssen, weil die Schauspieler wegen des Streiks nicht über den Roten Teppich laufen werden.

Die Dreharbeiten zu zahlreichen Filmen wurden am Freitag eingestellt, darunter beispielsweise "Deadpool 3", die "Gladiator"-Fortsetzung und die achte Ausgabe von "Mission: Impossible". Bis Kinobesucherinnen und Kinobesucher die Auswirkungen der Streiks bemerken, dürfte es allerdings noch etwas dauern, da die meisten Blockbuster für dieses Jahr bereits abgedreht sind.

Im TV-Bereich dürfte sich die Wirkung dagegen schneller entfalten. Schon der Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren hatte der Branche zugesetzt: In den Vereinigten Staaten werden bereit Wiederholungen von Late-Night-Shows ausgestrahlt und eine große Zahl der Fernseh- und Filmproduktionen hat die Arbeit eingestellt oder unterbrochen. Auch auf Filmfestivals wie etwa in Venedig oder Veranstaltungen wie die Emmy-Verleihung könnte der Doppelstreik Auswirkungen haben.

Streik in Hollywood könnte Monate dauern

Die SAG-AFTRA vertritt 160.000 Schauspielerinnen und Schauspieler, unter ihnen Stars wie Meryl Streep, Jennifer Lawrence und Glenn Close. Die Gewerkschaft fordert von Studios und Streaminganbietern wie Disney, Paramount und Netflix höhere Gagen sowie Zusicherungen zum künftigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI).

"Die Studios sind taub und gierig und sie müssen aufwachen, denn wir sind diejenigen, die sie reich gemacht haben", sagte die Schauspielerin Frances Fisher, die unter anderem in "Titanic" mitgespielt hat, vor den Paramount-Studios.

Die Vereinigung der Film- und Fernsehproduzenten (AMPTP) hatte den Schauspielerinnen und Schauspielern nach eigenen Angaben kräftige Gehaltserhöhungen und einen "bahnbrechenden" Vorschlag zu KI vorgelegt. Eine Frist für eine Einigung bei den Verhandlungen war in der Nacht zum Donnerstag aber ohne Ergebnis ausgelaufen. 

Wie lange der Streik anhalten könnte, war zunächst noch nicht abzusehen. Einige Beteiligten gingen aber von einer möglichen langen Dauer aus. Die Situation könnte nach seiner Einschätzung noch "sehr unangenehm" werden, sagte der britische Schauspieler Brian Cox, bekannt für seine Rolle als Medienmogul Logan Roy in der Serie "Succession". "Und es könnte noch eine ganze Weile weitergehen." Es könne sein, dass der Konflikt nicht vor Jahresende gelöst werden könne, sagte der 77-Jährige dem britischen Fernsehsender "Sky News".

DPA · AFP
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