Der Streit um die Kürzung der ARD-Magazine nimmt kein Ende. Nach der von den Programmdirektoren beschlossenen Reduzierung der politischen Magazine von 45 auf 30 Minuten zu Beginn des kommenden Jahres soll auch das wöchentlich ausgestrahlte Wirtschaftsmagazin "Plusminus" Zeit abgeben: 25 Minuten brutto statt wie bisher 35 Minuten sind künftig für jede Ausgabe vorgesehen. Den Beschluss zur Kürzung der Magazine wollen die ARD- Intendanten der Planung zufolge Anfang der kommenden Woche bei ihrer Sitzung in Bremen fällen.
Die verantwortlichen Redakteure aller sieben an "Plusminus" beteiligten ARD- Landesrundfunkanstalten haben in einem gemeinsam formulierten Brief an jeden Intendanten gegen die Neuregelung protestiert. Sie bezeichneten das Magazin als "wichtig für das Image der ARD". Mit der Verkürzung der Sendezeit liefere man den Kritikern des öffentlich-rechtlichen Systems "unnötige Munition". Die Sendung sei die erfolgreichste ihrer Art in Deutschland und habe im vergangenen Jahr noch einmal an Akzeptanz gewonnen.
Änderungen im Abendprogramm
Die Neuregelungen sollen nach Vorstellung der Intendanten mit der Vorverlegung der "Tagesthemen" von 22.30 auf 22.15 Uhr in Kraft treten. Die ARD hält diese Neuordnung für erforderlich, weil die "Tagesthemen" an Zuschauerschwund leiden und um 22.15 Uhr bessere Chancen auf größere Marktanteile hätten. Andere Produktionen - wie zum Beispiel die Dauerserie "In aller Freundschaft" sollen unangetastet bleiben, da sie mit einer Laufzeit von unter 45 Minuten schlechtere Chancen beim internationalen Verkauf hätten.
Die "Plusminus"-Redaktionen - dies sind der BR, der WDR, der NDR, der SWR, der HR und der MDR - erfuhren am 1. Juni auf ihrer Schaltkonferenz von den Absichten. Bis dahin waren sie lediglich von einem Abbau um fünf Minuten ausgegangen. Durch die Kürzung bei dem Wirtschaftsmagazin sowie den politischen Magazinen "Kontraste", "Fakt", "Report Mainz", "Report München", "Monitor" und "Panorama" ergeben sich laut ARD-internen Berechnungen 2000 Sendeminuten weniger im Jahresverlauf - rund 300 Beiträge würden weniger produziert.
Debatten um Quantität und Qualität
Auch die Leiter der politischen Magazine hatten in einem gemeinsamen Protestschreiben an die Intendanten auf ihre Misere hingewiesen: Die gleichmäßige Kürzung aller Magazine von 45 auf 30 Minuten sei die schlechteste aller Lösungen, da das "aufklärerische Potenzial" unverzichtbar für das Programmprofil der ARD sei. Sie favorisierten das Zwei-Plus-Vier-Modell, nach dem zwei Magazine 14-täglich 30 Minuten lang senden und vier Magazine im Monatsrhythmus jeweils 60 Minuten. Längere Beiträge seien möglich, also auch gründlichere Recherche.
Kritiker halten der ARD vor, in dem Prozess um die Vorverlegung der "Tagesthemen" zu formal vorgegangen zu sein. Eine Debatte um eine qualitative Verbesserung der Nachrichtensendung habe bislang nur unzureichend stattgefunden. In der "Süddeutschen Zeitung" schrieb "Monitor"-Redaktionsleiterin Sonia Mikich: "Was mir fehlte: Verlässliche Analysen, um urteilen zu können, ob das Vorziehen der "Tagesthemen" die ARD stärkt." Insider schließen nicht aus, dass die neue Struktur noch einmal auf den Prüfstand gestellt wird.
Die interne Diskussion geht weiter
"Monitor"-Chefin Sonia Mikich kritisierte weiter die allgemeinen Kürzungspläne. Es gebe keinen Grund für eine Veränderung: Mit bis zu vier Millionen Zuschauern pro Ausgabe seien die ARD-Magazine sehr erfolgreich. Bei kürzeren Sendungen fehle die Zeit, Hintergründe kritisch aufzuarbeiten. "Bei 30 Minuten sind wir auf das reine Knochengerüst der Produktionsform zurückgeworfen", sagte Mikich.
Das vom Westdeutschen Rundfunk produzierte ARD- Politikmagazin "Monitor", das dieser Tage sein 40-jähriges Bestehen in Köln feiert, wird von den Zuschauern insgesamt sehr gut bewertet. Die Mehrheit vergibt der renommierten Sendung die Noten 1 und 2. Das ergab eine bundesweite Repräsentativbefragung des Meinungsforschungsinstituts Enigma/GfK Wiesbaden.