Sie sind beide erfolgreiche Schauspieler. Sie sind Vater und Sohn. Sie haben sich seit Monaten nicht gesehen. Für den stern trafen sich Michael und Matthias Schweighöfer zu einem dreistündigen Gespräch im Deutschen Theater in Berlin. In der neuen Ausgabe sprechen sie über Liebe und Verlust, Wut und Neid. "Wir sind eine besondere Form von Familie. Wir sind sehr starke, egoistische Schauspieler. Wir leben mehr für den Beruf als für diese Familie", sagt Matthias Schweighöfer.
"Ich entdecke an ihm all die Dinge, die ich mein Leben lang loswerden wollte", sagt Vater Michael Schweighöfer, zum Beispiel "Dingen auszuweichen, sich vor Entscheidungen zu drücken, mehr rückwärts zu gehen als Dinge anzugreifen." Matthias Schweighöfer offenbart, das Leben falle ihm vor der Kamera oft leichter als dahinter: "Im Beruf, der 90 Prozent meines Lebens ausmacht, kann ich sagen: Fickt euch alle!" Wenn er arbeite, entscheide er schnell und rational, "im Leben fange ich an zu schwimmen."
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...im neuen stern
Matthias Schweighöfer, 32, nennt sein Verhältnis zum Vater "kompliziert", er bleibe für seine Eltern immer nur "der Junge". Der Vater hingegen ist genervt davon, dass sein Sohn nie ans Telefon geht. "Ich mag nicht mehr dauernd die Assistentin am Ohr haben. Das tut mir weh", sagt er im stern-Gespräch. Michael Schweighöfer hatte die Familie verlassen, als Matthias drei Jahre alt war - "Er fing an zu stottern", erzählt der Vater. "Das war nicht einfach."
Als Sohn zweier erfolgreicher DDR-Schauspieler war Matthias Schweighöfers Kindheit geprägt vom Gefühl des Alleinseins, seine Mutter habe ihm das Alleinsein antrainiert, weil sie abends auf der Bühne stand. "Für jedes Kind ist Alleinsein beschissen", sagt Matthias Schweighöfer. Wenn seine vierjährige Tochter Greta ihn heute bitte, abends nicht auszugehen, dann bleibe er auch. "Weil ich weiß, dass sie ein Riesenproblem hat, wenn sie aufwacht und ich weg bin."
Der Vater ist nur ein bisschen neidisch auf den Sohn
Bis heute quälen Matthias Schweighöfer viele Ängste. Er brauche "ein bestimmtes Gerüst, um mich sicher zu fühlen. Die Ängste kommen bei mir immer, wenn es um was Neues geht." Ob im Flugzeug oder bei einer Operation: "Bei Unbekanntem, Unkontrollierbarem gehe ich vom Schlimmsten aus. Das heißt: Ich denke immer, ich könnte sterben."
Michael Schweighöfer sorgt sich um seinen Sohn: "Manchmal habe ich Angst, dass Matthias einen gewissen Realitätsverlust kriegt. Du bist ja immer eine Kunstfigur und nie nur der Mensch." Zu DDR-Zeiten gehörte Michael Schweighöfer zu den Stars der Theaterszene. Doch nach der Wende begann für den Vater eine harte Zeit. Am Deutschen Theater wurde er weniger besetzt und erkrankte 1997 schwer an einer Salmonellenvergiftung. Er sagt, er freue sich über den Erfolg seines Sohnes. "Aber ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde: Natürlich hätte ich auch gern mal einen Preis bekommen. Er hat doch jetzt genug."
Die eigene Frau ist niemals Nummer eins
Vor kurzem wurde bekannt, dass Matthias Schweighöfer ein zweites Kind mit seiner Freundin Ani erwartet, von der er seit drei Jahren getrennt lebt. "Wir freuen uns darauf", sagt er dem stern. Ob die Beziehung zu Ani diesmal halte, werde man sehen. "Jede Frau muss erst mal abkönnen, einen starken Partner zu haben, der immer sagen wird: Pass auf, mein Beruf wird immer am wichtigsten bleiben. Du bist niemals die Nummer eins."