Worum geht es?
Halbwaise Joe ist ein College-Student im US-Bundesstaat Minnesota. Neben dem Studium kümmert er sich um seinen autistischen Bruder Jeremy, da seine alkoholkranke Mutter dazu kaum in der Lage ist. Für eine Hausarbeit, die er lange vor sich hergeschoben hat, muss Joe einen Fremden interviewen und dessen Biografie schreiben. In einem Altenpflegeheim sucht Joe nach einem Gesprächspartner. Er lernt den krebskranken Carl kennen, der nur noch kurze Zeit zu leben hat. Carl ist allerdings kein netter Großvater: Er saß 30 Jahre lang im Gefängnis, weil er seine 14-jährige Nachbarin missbraucht und getötet haben soll. Er wurde nur aus der Haft entlassen, weil er todkrank ist. Gefesselt von Carls Geschichte beginnt Joe über die Gespräche hinaus Nachforschungen über den alten Fall anzustellen. Dabei begibt er sich immer näher an einen Abrund heran und ist irgendwann selbst in tödlicher Gefahr.
Wer spricht?
Der Schauspieler Oliver Erwin Schönfeld liest die 416 Seiten des in der Ich-Perpektive geschriebenen Thrillers. Die Stimme des 43-Jährigen bringt dem Zuhörer die Geschichte aus der Sicht von Joe äußerst authentisch rüber. Tempo und Betonung passen auch stets zum Spannungsbogen - Schönfeld ist eine gute Wahl.
Warum lohnt sich das Hörbuch?
"Das Leben, das wir begraben" ist ein packender und kluger Thriller, mit dem der Amerikaner Allen Eskens sein umjubeltes Erstlingswerk vorlegte. Wer noch ein spannendes Hörbuch sucht, das er im Urlaub mit Stöpseln in den Ohren am Pool oder Strand hören kann, dem sei das Werk ans Herz gelegt. Eskens hat mit Joe und Carl zwei starke Hauptfiguren mit viel Hintergrund geschaffen. Was Joe bereits in jungen Jahren mit sich herumträgt, erleben andere im ganzen Leben nicht. Auch Mörder Carl entfaltet sich im Fortgang der Erzählung zu einer viel komplexeren Figur als es zunächst den Anschein hat. Besonders erfrischend ist, dass es eben kein erfahrener Polizist, Detektiv oder Journalist ist, der sich auf die Suche nach der Wahrheit begibt, sondern ein einfacher College-Student, der eigentlich nur einen Schein für sein Seminar bekommen möchte.
Was stört?
Nicht viel. Die Geschichte ist klug konstruiert, zieht den Hörer rein und lässt ihn nicht mehr los. An manchen Stellen wirken die Figuren etwas überladen und dann und wann bringt der Zufall die Geschichte voran. Aber das ist verschmerzbar.