BMW Guggenheim Lab Bulletten nach Berlin

Umstritten war das BMW Guggenheim Lab von Anfang an. Am Wochenende präsentiert das seltsame Berlin-Labor sich zum letzten Mal. Zufrieden sein kann eigentlich keiner.

Die Berliner mochten es von Anfang an nicht, dieses komische Ding auf Stelzen , das ihnen Freiluft Fitness, Stadt-Safaris, Nähstunden und Architektur-Diskussionen andiente. Allein schon der Name: "BMW Guggenheim Lab". Ein Autohersteller und ein amerikanischer Museumsgigant wollen ihr Image aufpolieren - kommt nicht so gut an in einer Stadt wie Berlin.

Schon die ursprüngliche Platzwahl in Kreuzberg war ein Fehlschlag. Die Anarcho-Szene protestierte und drohte mit Gewalt. Sie fürchtete überrannt zu werden - zuerst von Künstlern und Intellektuellen, dann von Investoren und steigenden Preisen.
 Das Lab zog sich ängstlich zurück. Und landete auf dem harmlosen Pfefferberg in Mitte, weit weg von all denen, an die das Programm zum besseren Leben in der Stadt sich wenden könnte.

Mülltrennungkurs im Land des Recyclings

Am Sonntag ist Schluss, und das Fazit ist nicht grade umwerfend. Immerhin 24.000 Besucher - rund 570 pro Tag - sollen zu den 300 Veranstaltungen gekommen sein. Das sind sehr viel weniger als bei der ersten Station in New York. Das lag bestimmt auch daran, dass hier Eulen nach Athen getragen wurden. Oder Buletten nach Berlin. Denn was soll ein Gespräch über Urban Gardening in einer Stadt, die die Prinzessinnengärten hat, die aufregendsten Alternativgärten der Welt. Warum Fahrradkurse für Frauen abhalten, wo doch jedes Kind schon in der Schule Fahrrad fahren beigebracht bekommt. Warum lernen, aus einer Mülltonne eine mobile Küche zu bauen, wo doch ohnehin jeder in Berlin improvisiert, bastelt, Ausrangiertes auf Flohmärkten kauft und wieder zu Brauchbarem umfunktioniert. Und warum über Abfall sprechen in einem Land, das weltweit als Nummer eins gilt beim Mülltrennen und Recyling. Offenbar hat das Laboratorium an den Berlinern vorbei geplant. Und allzu Harmloses, um nicht zu sagen Naives präsentiert. Charles Montgomery etwa, Referent aus Kanada, teilte Interessierte - vorwiegend Touristen - in zwei Gruppen. Die erste wanderte zum hübschen Weinbergspark, die andere an die fiese, stark befahrene Kreuzung Torstraße/ Schönhauser Allee. Ergebnis des Ausfluges: Grüne Flächen machen glücklich, graue, laute dagegen aggressiv. 
Toll.

Unterfordert

Kein Wunder, dass viele sich unterfordert fühlten. Der Rentner Helge Schwarz etwa: "Eigentlich weiß ich schon alles, was hier erzählt wird. Das Niveau der Kurse ist zweites Semester. Es gibt zu viele Allgemeinplätze." Gut findet er das Lab trotzdem. "Man wird ja dabei nicht dümmer." Wäre das Ganze in Kreuzberg besser aufgehoben gewesen? "Auf jeden Fall", glaubt Schwarz. Denn dort hätte es bestimmt heiße Diskussionen gegeben, vielleicht auch Querulanten und hyperkritische Anarchos. Aber da wäre was voran gegangen, und bestenfalls hätten alle voneinander gelernt. Zu spät. Am Sonntag gibt es noch ein Abschiedsfest, dann wandert das BMW Guggenheim Lab weiter nach Mumbai. Da kann alles nur besser werden.

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