David Lynch als Maler Makaber wie seine Filme

Mit einer großen Kunstausstellung ehrt die Pariser Fondation Cartier für zeitgenössische Kunst den Regisseur David Lynch als Maler und Zeichner. Die Parallelen sind offensichtlich: Das Kunstschaffen ist ähnlich makaber, komplex und abstrakt wie Lynchs Filme.

Die Pariser Fondation Cartier für zeitgenössische Kunst zeigt eine ganz neue Seite des Regisseurs David Lynch, der mit seinen Filmen wie "Elephant Man" und "Blue Velvet" zu einem Kultregisseur geworden ist. Neben seiner Karriere als Regisseur hat Lynch tausende von Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen und Fotografien angefertigt, von denen in Paris mehr als 600 gezeigt werden. Die Ausstellung "The Air is on Fire" ist bis zum 27. Mai zu sehen.

"Malen ist der schönste Akt der Einsamkeit", sagte Lynch, der über sein 1964 begonnenes Kunststudium zum Film kam. "Beim Malen gibt es nur dich und die Leinwand. Dabei macht man tausende Entdeckungen", meinte der Künstler, der sich auch um die Präsentation und Aufhängung der Werke gekümmert hat. Zwei Wochen lang hat er die futuristische Glasstruktur des Stararchitekten Jean Nouvel studiert. Das Ergebnis: Ein Ausstellungs-Labyrinth aus Vorhängen und Metallgerüsten, das den Besucher in ein zum Teil sehr dunkles und bedrohliches Universum führt oder durch einen "fantastischen Wald" - wie Lynch selber sagte.

Nackte Frau mit Revolver

Die Ausstellung der Werke, die weder Titel noch Datum haben, beginnt mit den großformatigen Ölgemälden, die von großer Brutalität sind. "Do you really want to know what I think" steht über die ganze Breite eines Werks, auf dem eine halbnackte Frau zu sehen ist, die von einem Mann mit einem Messer bedroht wird. Eine Horrorszene deutet auch das Gemälde an, auf dem eine nackte Frau mit weit auseinander gespreizten Beinen sitzt und einen Revolver in der Hand hält.

Auf vielen Gemälden kommt der Name Bob vor. So steht über einem abstrakten Werk geschrieben "Bob sees himself walking" oder über einer mehr figurativen Darstellung eines Geschlechtsakts "Bob loves Sally". "Ich kann mich mit dem Namen identifizieren. Ich mag den Klang des Namens", erklärte Lynch. Die insgesamt 33 Gemälde sind zwischen 1988 und 2007 entstanden.

In Frankreich zuhause

Warum Lynch für seine erste große Kunstausstellung Paris und nicht Los Angeles gewählt hat, wo er auch lebt, erklärte das Allroundtalent mit seiner Zuneigung zu Frankreich. "Ich fühle mich in Frankreich wie Zuhause. Frankreich unterstützt meine Filme und außerdem schützt Frankreich seine Künstler."

Von den ausgestellten Zeichnungen und Fotografien werden 80 Prozent erstmals der Öffentlichkeit gezeigt, so auch die Fotoserie "Distored Nudes". Digitalbilder, die auf der Grundlage erotischer Fotos aus den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Lynchs Zeichnungen, die er zum Teil auf Papierservietten oder kleinen Hotel-Schreibblocks angefertigt hat, ähneln einem kindlichen und traumhaften Universum. Lynch hatte sie bisher in zwei großen Ordnern unsystematisch aufbewahrt.

Der Künstler Lynch ist ebenso mysteriös und skurril wie der Regisseur Lynch. Für den Besuch der Ausstellung gibt er deshalb folgenden Ratschlag mit auf den Weg: "Man muss bereit sein, sich in die abstrakte Welt fallen zu lassen, man muss sich darin verlieren wollen. Wenn nicht, hat man das Gefühl der Frustration."

Sabine Glaubitz/DPA

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