Wer David Lynchs legendäre Serie "Twin Peaks" gesehen hat, kennt das Double R Diner. Dort gibt's laut Agent Cooper nicht nur eine verdammt gute Tasse Kaffee, sondern auch einen süchtig machenden Kirschkuchen. Das Double R und das Städtchen Twin Peaks sind Fiktion - das Diner gibt es aber wirklich. Es steht in North Bend und heißt in Wahrheit Twede's Cafe. Max Spears hat mit seiner Frau im Februar das Restaurant übernommen, das noch heute ein Wallfahrtsort für Fans ist.
Herr Spears, die wichtigste Frage zuerst: Gibt's bei Ihnen Kirschkuchen?
Den gibt es! Unser Kirschkuchen wird seit über 30 Jahren nach demselben Rezept gebacken, er ist einer unserer meistverkauften Artikel.
Twede's Cafe ist nicht irgendein Diner. Viele Menschen pilgern regelrecht zu dem Restaurant ...
Twede's ist nach wie vor ein Epizentrum der Twin-Peaks-Fangemeinde. Aber eben nicht nur. Das Diner gibt es seit den 1940er-Jahren, es ist seit Langem ein fester Bestandteil der Gemeinde. Wenn sie Twede's Café zum ersten Mal betreten, wirkt es wie ein klassisches amerikanisches Diner. Die Verbindung zu Twin Peaks ist nur dann sofort ersichtlich, wenn Sie bereits ein Fan der Serie sind. Uns ist es wichtig, dass wir nicht jeden Gast mit Twin Peaks-Sachen überschwemmen, sobald er zur Tür hereinkommt. Das Diner soll kein Vergnügungspark werden. Wir sind in erster Linie ein Restaurant.
Muss man selbst Fan sein, um so einen Laden zu schmeißen?
Nein. Der Vorbesitzer hat das Diner wunderbar geführt, auch ohne Fan zu sein. Dass meine Frau und ich Fans sind, war auch nicht der Hauptgrund, warum wir uns zu diesem Schritt entschieden haben. Als sich die Gelegenheit bot, das Diner zu übernehmen, waren wir beide auf Jobsuche. Rachel ist eigentlich Hebamme, ich hatte gerade meinen Doktor gemacht und hoffte auf eine Dozentenstelle an einer Uni. Wir hätten nie gedacht, dass wir einmal ein Restaurant führen würden. Aber die Chance war einmalig.
Sie haben das Diner im Februar übernommen und sofort mit dem Renovieren begonnen, warum?
Der Vorbesitzer hat nur das Nötigste für die Twin-Peaks-Erfahrung getan. Wir zeigen jetzt mehr Erinnerungsstücke aus der Serie, verkaufen mehr Fanartikel und planen auch Veranstaltungen wie Trivia-Nächte und Episoden-Screenings. Außerdem haben wir einen Online-Shop.
Für das Serien-Revival 2017 wurde das Diner noch einmal ins Double R verwandelt und die komplette Inneneinrichtung ausgetauscht. Ist davon noch etwas erhalten?
Seit "Twin Peaks: Die Rückkehr" wurde am Interieur nur wenig geändert. Die Sitznischen, Stühle, Tische, Arbeitsplatte, Schilder und sogar die Espressomaschine sind noch so, wie sie in der Serie zu sehen waren. Die einzigen Änderungen betreffen eine Wand im Gastraum und den hinteren Flur. Beide Bereiche haben wir während des ersten Lockdowns im März neu gemacht.
Wieso?
Es war notwendig. Außerdem suchten wir nach Möglichkeiten, das Diner noch Twin-Peaks-iger zu machen und ihm gleichzeitig unseren eigenen Stempel aufzudrücken. Der Flur war zuvor eine Art provisorisches Twin-Peaks-Museum. Wir haben ihn in Anlehnung an den berüchtigten Roten Raum aus der Black Lodge neu gestaltet. Die Wände sind tiefrot und die Bilder sind in einem Schachbrett-Muster aufgehängt, um die Fliesen nachzuahmen. Die Rückwand im Diner ähnelt nun der Original-Tapete des Double R.
Wollen Sie auch den Namen des Diners anpassen?
Wir wollen ihn ändern, haben es aber noch nicht geschafft. In dieser schwierigen Zeit hat uns das wahrscheinlich sogar geholfen. Ein neuer Name hätte die Kunden eventuell verwirrt und das hätte sich vielleicht negativ auf das Bestellverhalten ausgewirkt. Auf lange Sicht wollen wir aber gern mit dem Double R im Namen spielen. Nicht nur, weil das Diner in der Serie so hieß, sondern weil meine Frau Rachel heißt und mein Vorname, obwohl ich Max gerufen werde, Robert ist. Vorher müssen wir allerdings noch ein paar Hausaufgaben machen und sicherstellen, dass wir eine solche Änderung überhaupt vornehmen dürfen. Wir wollen nicht, dass CBS, Showtime oder die Macher der Sendung wegen Urheberrechtsverletzungen hinter uns her sind.
Zwei Wochen nachdem sie das Diner übernommen hatten, wurde der erste Lockdown ausgerufen. Wie manövrieren Sie sich durch die Pandemie?
Es hat viel Kraft gekostet, den ersten Lockdown zu überwinden. In erster Linie ist es unseren Kunden zu verdanken, dass wir es geschafft haben. Die lokale Kundschaft hat uns sehr unterstützt. Darüber hinaus haben die Twin Peaks-Fans uns mit voller Kraft geholfen. Sie haben Merchandise gekauft und bei einer GoFundMe-Aktion für unsere Mitarbeiter gespendet. Den Link hat sogar Kyle MacLachlan, der Schauspieler, der Agent Cooper spielt, geteilt. Ich kann unseren Kunden, insbesondere den Twin Peaks-Fans, wirklich nicht genug danken. Außerdem haben sich elf Jahre im akademischen Bereich ausgezahlt.
Was hat denn die Uni-Welt mit Gastronomie zu tun?
Ich kenne mich mit Anschreiben für Stipendien und Bitten um finanzielle Unterstützung aus. Das konnte ich nutzen. So haben wir den "Paycheck Protection Loan" als Teil des staatlichen Hilfspakets und weitere Zuschüsse bekommen. Alles zusammen hat uns durch den ersten Lockdown gebracht. Jetzt befinden wir uns im zweiten Lockdown und alles geht von vorne los.