Eng umschlungene Liebespaare, Blumen und viel, viel Gold: Es wäre ziemlich einfach, die Bilder von Gustav Klimt als Kitsch zu bezeichnen. Man muss Klimt jedoch als Kind seiner Zeit sehen und vergessen können, dass schwedische Möbelhäuser die Wohnzimmer der Welt mit gigantischen Drucken seiner Werke überschwemmt haben.
Die große Bedeutung des Malers hat zwei Wurzeln: Er ist das Aushängeschild des österreichischen Jugendstils. Und er schuf einen neuen Frauentyp: Die Femme Fatal. Die weichen Handstriche und wehenden Bewegungen seiner meist weiblichen Modelle wirkten geradezu schwerelos, oft umgeben von funkelnder Ewigkeit und Blumenwiesen. Romantik gepaart mit Verführung – des Mannes und des Publikums. Um sein Privatleben baute er eine große Mauer. Filme, Dokumentationen und sogar ein Musical beschäftigen sich mit dem Mysterium des privaten Klimt.
Die große Feier vor dem Aufbruch in die Moderne
Im späten 19. Jahrhundert feierte Wien die Kunst und die Welt feierte Wien. Der Jugendstil, der in Österreich auch als Wiener Sezession bekannt wurde, war vor allem durch die erotischen Zeichnungen und Bilder von Klimt bestimmt. Gepaart mit der Aufregung des Aufbruchs durch die anstehende Jahrhundertwende, war die europäische Bohème in helle Aufregung versetzt. Man feierte die Schönheit und vor allem sich selbst. Nach Jahrhunderten der Kleinstaaterei und der Vorherrschaft von Adel und Kirche schien nun endgültig der moderne Mensch im Vordergrund zu stehen. Der Jugendstill war der Aufbruch in die Moderne von Avantgarde, Bauhaus und Expressionismus – nur eben weitaus weniger radikal. Klimt, der Sohn eines Goldschmieds, war ein wichtiger Teil dieses Aufbruchs.
Sein großes Talent wurde von jungen Jahren an gefördert. Mit 14 begann er in der Malklasse von Julius Viktor Berger an der Kunstgewerbeschule in Wien zu studieren. Gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch gründete Klimt eine Künstler Compagnie. Bald war das Trio über die Grenzen Östereichs hinaus bekannt für seine pompösen Decken- und Wandmalereien, mit denen sie vorwiegend Theater verzierten. Schon mit 26 bekam er das Goldene Verdienstkreuz des Landes verliehen.
Zu seinem 150. Geburtstag gratuliert Google mit einem goldenen Doodle, das Klimts wohl bekanntestes Bild feiert: "Der Kuss".