Nach jüngsten Erkenntnissen hat sich der spektakuläre Kunstraub in der weltberühmten St. Petersburger Eremitage hat sich als ein Familien-Coup von Vater, Mutter und Sohn entpuppt. Die russische Polizei nahm auch den Sohn jener verdächtigten Museumsmitarbeiterin fest, die bei der Überprüfung ihrer Abteilung Ende 2005 am Arbeitsplatz einen tödlichen Schlaganfall erlitten hatte. Das meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Ermittlerkreise. Gegen den Witwer wurde Anklage erhoben. Er hatte bereits gestanden, in den Diebstahl eines großen Teils der insgesamt 221 wertvollen Kunstobjekte verwickelt zu sein.
Die Ermittler fanden in der Wohnung des Ehemanns etwa 100 Quittungen von Pfandleihern, bei denen er die gestohlenen Kunstwerke verpfändet hatte. Am Wochenende übergaben gutgläubige Käufer der Hehlerware sechs weitere Exponate aus dem Diebesgut der Polizei.
Diebesgut im Wert von rund vier Millionen Euro
Die Leitung der Eremitage hatte vor einer Woche den Diebstahl von insgesamt 221 Juwelen, Ikonen und Emaille-Schmuckstücken im Gesamtwert von mindestens 120 Millionen Rubel (3,8 Millionen Euro) bekannt gegeben. Nach Expertenschätzungen soll der tatsächliche Wert des Diebesgutes um ein Vielfaches höher sein.
Als Reaktion auf den Diebstahl hat der russische Kultusminister Michail Schwidkoi eine chronische Unterfinanzierung der russischen Museen beklagt. Die Diebstähle zeigten, dass die Sicherungssysteme in den Museen dringend modernisiert werden müssen, sagte Schwidkoi auf einer Pressekonferenz in Moskau. Außerdem seien die Gehälter für die Mitarbeiter zu niedrig. Der Leiter der Abteilung für den Schutz von Kulturgütern, Boris Bojarskow, erklärte, die Museen würden wie die Eremitage häufig Opfer ihrer eigenen Angestellten. Jedes Jahr würden aus den russischen Museen 50 bis 100 Diebstähle gemeldet. Dabei wachse die Zahl der Vorfälle, an denen Mitarbeiter beteiligt seien. Bojarskow sprach von einem "Verrat durch die Elite der Museums-Gemeinschaft, die Kuratoren".
DPA/AP