Ihr Fall hat im Vorfeld der Veranstaltung für Schlagzeilen gesorgt: Lisa Eckhart hatte beim Harbour Front Literaturfestival eigentlich aus ihrem Debütroman "Omama" vorlesen wollen. Doch dann meldete der Betreiber des Veranstaltungsortes Sicherheitsbedenken im Falle eines Auftritts der umstrittenen Kabarettistin an, zudem hatten sich zwei der acht auftretenden Autoren nicht einverstanden gezeigt, mit Eckhart gemeinsam aufzutreten. Der Veranstalter lud die Österreicherin zwischenzeitlich aus.
Mittlerweile ist eine andere Lösung gefunden geworden: Eckhart ist bereits am 3. September an anderer Stelle in Hamburg aufgetreten, bleibt aber weiter im Rennen um den Debütpreis, der am 20. September vergeben wird.
Navid Kermani attackiert Kollegen
In seiner Eröffnungsrede anlässlich des Harbour Front Literaturfestivals in der Hamburger Elbphilharmonie hat Navid Kermani die Posse um die Ausladung der Autorin zum Anlass für eine heftige Kritik an seinen Kollegen genommen: Verantwortlich für den Eklat seien zwei anonym gebliebene Autoren, die der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels direkt ansprach: "Ihre Weigerung, mit Frau Eckhart auf einer Bühne zu stehen, gilt nicht dieser oder jener Aussage, sie gilt nicht der Kabarettistin, sie gilt dem Menschen, den Sie für verächtlich erklären." Die Erklärung ist in voller Länge in der an diesem Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" abgedruckt.
Kermani nimmt Lisa Eckhart in Schutz
Damit war Kermani noch nicht fertig: "Sie haben eine Kollegin zur Unperson erklärt, indem Sie sich weigerten, überhaupt nur in ihrer Nähe zu sein", sagte der 52-Jährige. "Wo immer die freie Meinungsäußerung eingeschränkt wird, haben wir Schriftstellerinnen und Schriftsteller am meisten zu verlieren. Umso mehr erschrecke ich, wenn wir jetzt schon anfangen, uns gegenseitig zu verbieten."

"Niemand hätte von Ihnen verlangt, nach der Lesung mit Frau Eckhart ein Bier zu trinken", so Kermani weiter. Die Bühne sei hingegen ein öffentlicher Raum, und indem eine unabhängige Jury ihren Roman ausgewählt habe, stünde Eckhart "das gleiche Recht zu, diesen öffentlichen Raum zu betreten, wie Ihnen." Es zeuge von "enormer Selbstgerechtigkeit und Unhöflichkeit, eine Kollegin, die missfällt, anonym davonjagen zu lassen".
Verwendete Quelle: "Die Zeit"