Dieses Stück erschien zuerst im Oktober 2024.
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Man hört ihre Stilettos, bevor man sie sieht. Eben hat sich an der Carrer del Llaüt ein Strolch im Rudi-Völler-Trikot noch ganz famos erbrochen, minutenlang, jetzt taucht Melanie Müller aus einer Seitenstraße auf. Schlangenleder-Outfit, sehr hohe Schuhe. Bussi-Bussi mit dem Koberer des "Oberbayern", man kennt sich. Aus dem Keller dumpfer Bass. 1.24 Uhr in dieser mallorquinischen Herbstnacht, die Saison neigt sich dem Ende zu. Eine knappe Stunde bis zum Auftritt. Sie stöckelt die Stufen treppab, auf Absätzen in den Abgrund. Melanie Müller ist ganz unten angekommen.
Das "Oberbayern" am Ballermann ist ihr Refugium, ihr letztes. Bis zu 27 Nächte im Monat tritt sie hier auf, meistens um 2.30 Uhr. In Deutschland wird sie fast gar nicht mehr gebucht. Sie hat sich unmöglich gemacht, mutmaßlich mit einem Hitlergruß, über den noch zu reden sein wird, wie über manch anderes auch.

Was zu der Frage führt: Wieso hat sie an der Platja eine Auftrittsgarantie? Müller redet nicht mit dem stern, lässt ihr Manager wissen, mit den Medien habe man schlechte Erfahrungen gemacht. Von Vorverurteilung ist die Rede. Freilich spricht nichts dagegen, sich eine Show als Zuschauer anzusehen.