M. Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier Mensch, Paul!!!

Eine Kolumne von Micky Beisenherz
Aber Moment - heißt der nicht Basti? Oder Alex? Es ist ein Jammer: Wir finden Namen wichtig, merken können wir uns aber gerade mal den eigenen.

"Und welchen Namen darf ich auf den Becher schreiben?"

"Adolf."

Dieser primitive Witz macht einem meiner Freunde immer noch sehr große Freude, wenn er bei "Starbucks" einen Kaffee bestellt.

Warum soll eigentlich der Name auf dem Becher stehen? Nun, so wie ich das begreife, soll einem auf die Art gleich das Gefühl von persönlicher Nähe vermittelt werden. "Hier bist du unter Freunden, wir wollen, dass es dir gut geht." Dabei würde mir niemand, mit dem ich befreundet bin, für fünf Euro einen derartigen Kaffee vorsetzen.

Micki, Michi, Mickey, Nikki, Nici, Mici, Vicky, Mike, Maik, Meikie - ich hatte schon mehr Identitäten als Dr. Jürgen Schneider. Und doch ist mir mein Name nicht unwichtig. In besseren Hotels ist es ja üblich, dass man vom Personal mit Namen angesprochen wird, und ich muss offen zugeben: Ich steh drauf. Hier bin ich wer, hier nimmt man mich wahr.

Es sei denn natürlich, mein Name fällt in jeder Anrede, bei jedem Handgriff, jedem Löffel, den ich gereicht bekomme. Dann wirkt es schnell, als sei die Belegschaft gehirngewaschen.

Beim Vorstellen Namen merken klappt einfach nicht

Ich warte ja auf den Tag, an dem mir als Achtelprominenz mal der folgenschwere Satz herausrutscht: "Wissen Sie nicht, wer ich bin?" Bei der Verweigerung des Einlasses oder eines Tisches im Restaurant. Wenn ich Glück habe, entscheide ich mich stattdessen spontan für die Formulierung: "Sie wissen wohl nicht, wer ich bin!" Da hat man am Ende dann wenigstens noch recht. Wenn auch nicht gerne.

Der Name ist identitätsstiftend, und gerade heutzutage will der Mensch als Individuum gelten. Von daher ist es auch ganz wichtig, wach zu sein, wenn man miteinander bekannt gemacht wird. Mir passiert es gern, wenn ich einer Runde vorgestellt werde, dass ich so beschäftigt mit der Präsentation meines eigenen Namens beim Shakehands bin, dass mein Gehirn in diesem Moment nicht die Kapazität besitzt, sich den Namen zu merken, der mir da gerade genannt wird.

Es schleichen sich auch gerne Fehler ein. Seit Jahren treffe ich immer wieder mal einen hervorragenden DJ, den ich konsequent Olli nenne, obwohl er doch eigentlich Basti heißt. Peinlich, wenn man jemandem mit weltmännischer Dieter-Thomas-Heckartigkeit entgegentritt, "Mensch, Olli!" ruft - und der einen nur verdutzt anblickt.

Micky Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier

Mein Name ist Micky Beisenherz. In Castrop-Rauxel bin ich Weltstar. Woanders muss ich alles selbst bezahlen. Ich bin ein multimedialer (Ein-)gemischtwarenladen. Autor (Extra3, Dschungelcamp), Moderator (ZDF, NDR, ProSieben, ntv), Podcast-Host ("Apokalypse und Filterkaffee"), Gelegenheitskarikaturist. Es gibt Dinge, die mir auffallen. Mich teilweise sogar aufregen. Und da ständig die Impulskontrolle klemmt, müssen sie wohl raus. Mein religiöses Symbol ist das Fadenkreuz. Die Rasierklinge ist mein Dancefloor. Und soeben juckt es wieder in den Füßen.

Falschen Namen sagen oder nach dem Namen fragen?

Was ist uneleganter? Jemanden beim falschen Namen zu nennen? Oder die Person zu fragen: "Entschuldige bitte - kannst du mir noch mal deinen Namen sagen?" Im ersteren Fall war das Gegenüber zumindest schon mal ein Gesicht mit einem zugeordneten Namen, wenn es auch der falsche war. Die Botschaft ist: "Hey, ich habe für dich Platz auf der Festplatte geschaffen."

Man kann Namen auch so konsequent verwechseln wie der altgediente Bundesligatrainer Winnie Schäfer. Damals war ich Spieler im Rahmen eines Benefiz-Fußballkicks und Schäfer unser Trainer. Warum auch immer, den bedauernswerten Mitspieler Oli P. nannte er jedenfalls konsequent: Willi. Er schrie, brüllte, kreischte pausenlos: "Willi, beweg dich!", "Willi, pass auf!", "Willi, geeeeh!" Oli P. wurde daraufhin immer nervöser - musste er doch annehmen, irgendein Willi sei hinter ihm her.

Es ist einfach schöner, wenn man das mit dem Namen hinkriegt.

Und wenn man zu schnell vergessen hat, wie das Tinder-Date gleich noch mal heißt - einfach auf einen Kaffee bei "Starbucks" einladen und gut zuhören, wenn sie bestellt.

PRODUKTE & TIPPS