Hätte der Hulk ein Modebewusstsein, er würde dieser Tage nicht mehr grün anlaufen. Rosa wäre wohl die Farbe seiner Wahl.
Seit ein paar Wochen erlebt eine intellektuell leichtgewichtige Blondine aus den USA einen Triumphzug durch die Welt. Wir werden barbiefiziert und fühlen uns nicht einmal schlecht dabei.
Man darf annehmen, dass David Beckham als Trend-Trüffelschwein wusste, dass der Start der Saison seines Klubs Inter Miami nahezu gleichzeitig mit dem des Filmes sein würde. Weshalb es nicht dumm war, als Farbe des Heimtrikots welche zu nehmen? Jep: Pink. Dass mit Messi dann noch eine kultpuppengleiche Ikone in diesem Shirt auflaufen würde, setzt dem Ganzen dann noch die Tiara auf.
Micky Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier
Mein Name ist Micky Beisenherz. In Castrop-Rauxel bin ich Weltstar. Woanders muss ich alles selbst bezahlen. Ich bin ein multimedialer (Ein-)gemischtwarenladen. Autor (Extra3, Dschungelcamp), Moderator (ZDF, NDR, ProSieben, ntv), Podcast-Host ("Apokalypse und Filterkaffee"), Gelegenheitskarikaturist. Es gibt Dinge, die mir auffallen. Mich teilweise sogar aufregen. Und da ständig die Impulskontrolle klemmt, müssen sie wohl raus. Mein religiöses Symbol ist das Fadenkreuz. Die Rasierklinge ist mein Dancefloor. Und soeben juckt es wieder in den Füßen.
Man muss der Firma Mattel gratulieren zu dem Coup, mit dem Film ausgerechnet jenem Spielzeug ein Denkmal gesetzt zu haben, das jahrzehntelang für die Verdummung der (vorwiegend weiblichen) Jugend stand. Durch den Film wird es nun zur Manifestation der Emanzipation. Das ist schon toll. Und clever. Yes, we Ken!
Weil Entertoyment wie "Transformers" seit Jahren hervorragend im Kino funktioniert, war klar, dass Mattel es sich nicht nehmen lassen würde, seine gesträhnte Galionsfigur ebenfalls in die Multiplexe zu überführen. Nur muss im Jahr 2023 natürlich auch eine Message dahinter sein, will man eine Premiere feiern ohne wütende Hashtags und Pappschilder vorm Theater. So verpflichtete man mit Greta Gerwig eine renommierte Indie-Regisseurin. Et voilà! Wir haben einen albernen, pinken "Truman Show"-Klon, begeisterte Artikel im Feuilleton über die subversive Kraft der radikal-feministischen Brechung – und die Puppe verkauft sich auch noch prima! Dabei hat nicht die Regisseurin den Konzern aufs Kreuz gelegt und aus dem Streifen so eine Art trojanische Stute gemacht – es waren vielmehr die Leute von Mattel, die dem Zeitgeist gefolgt sind.
Etwas, das viele von uns aus dem Alltag (oder von Twitter) kennen: Wir reflektieren augenzwinkernd unser Verhalten, ohne echtes Interesse, daran je etwas zu verändern.
Vom Pin-Up-Girl zum Kinder-Star: Der Wandel der Barbie-Puppe in über 60 Jahren

Nach "Barbie" kommt "Polly Pocket" ins Kino
Längst hat der Blockbuster die Milliardenmarke geknackt. Das moderne Zeitalter des Barbozäns ist eingeläutet, eine Fortsetzung kann nur Formsache sein. Weitere Filme sind in Vorbereitung: "Polly Pocket" (mit der progressiv-woken Lena Dunham im Regiestuhl), "Hot Wheels", ja sogar das Kartenspiel "Uno" soll eine filmische Umsetzung kriegen. Man wartet förmlich auf die Verfilmung von "Käsekästchen" und "Malefiz".
Wird interessant sein zu erleben, wie man solche Werbefilme (das bleiben sie ja) jedes Mal so clever brechen oder politisch ambitioniert aufladen will, dass niemand mitbekommt, dass die Unternehmen vor allem gerne Geld verdienen wollen. Und wenn dem Indie- und Arthauskino nun mittels Scheckbuch die klügsten Köpfe genommen werden, um andernorts die Produkte irgendwelcher Großkonzerne millenialkonform in Szene zu setzen, ist das bedeutend weniger ehrenhaft, als es auf der Oberfläche wirkt.
So oder so freue ich mich auf die Adaption der "Masters of the Universe", wenn He-Man sich abwendet vom übersteigerten Körperkult seines McFit-Planeten, sich als ehemals spöttisch belächelter Prinz Adam sexuell befreit und mit seinem Boyfriend Skeletor ein Literaturcafé in Venice aufmacht.
Dafür löse ich dann gern ein Ticket.