"We Will Rock You" Rockkonzert im Musicalgewand

"Bohemian Rhapsody", "We are the Champions", "We will rock you" - die Songs der legendären Band Queen funktionieren auch auf der Musical-Bühne. Bei der Aufführung von "We will rock you" in Köln wissen die Zuschauer am Ende nicht mehr so genau, ob sie in einem Musical waren oder auf einem Rockkonzert.

Queen funktioniert auch auf der Musical-Bühne. Zumindest wenn das Stück aus der spitzen Feder von Comedy-Autor Ben Elton stammen und und die Band-Gründungsmitgliedern Brian May und Roger Taylor an der musikalischen Darbietung mitgearbeitet haben. In "We will rock you", das seit 2004 im Musical Dome in Köln ist das der Fall - und so strömen nicht nur alte Queen-Fans in das "Rock Theatrical" der besonderen Art.

Die Zuschauer erwartet eine Geschichte um 21 Queen-Hits, die von einer Band live gespielt werden. Die Lieder werden gesungen von auch schauspielerisch überzeugenden Darstellern wie dem träumerischen Helden Galileo Figaro, seiner Geliebter Scaramouche, die virtuell totalitär herrschende Killer Queen und ihren genialen Schergen Khashoggi. Der finale Dreierpack von "We Will Rock You", "We Are The Champions" und "Bohemian Rhapsody" bringt das Publikum auf die Beine, am Ende ist nach all dem Spaß um eine bis zum vorsätzlichen Schwachsinn absurde Handlung nicht mehr zu unterscheiden, ob man im Musical oder Rock-Konzert ist.

Science-Fiction-Märchen mit Rock-Musik

Selbst schuld, wer da unnötig die Sinnfrage stellt. Rock-Musik kommt aus dem Bauch, und Autor Elton gab sich schon immer alle Mühe, das nicht nur zu beweisen, sondern auch zur Triebfeder von Individualität und Kreativität, von Freiheit und Selbstbestimmung zu stilisieren. "We Will Rock You" ist ein Science-Fiction-Märchen in der Tradition von George Orwell. Elton bedient sich genau dessen Trick, dem Publikum die sowieso schon schlimme Realität in satirisch boshaftester Überzeichnung aus einer fernen Zukunft widerzuspiegeln: Wo bei Orwell aus 1948 das Endzeitszenario 1984 wurde, wird bei Elton aus der Gegenwart 2308.

Das Musical

Das Musical "We will rock you" läuft noch bis zum 30 Juni im Kölner Musical Dome (Goldgasse 1, 50668 Köln). Karten können online bestellt werden, oder per Telefon unter 01805-152530 (0,14 €/Min aus dem deutschen Festnetz).

Zunächst sieht die Zukunft für uns Deutsche zunächst einmal ganz gut aus. Bevor aus der Erde der Planet e.bay wird und ein globales Unternehmen mit dem nahe liegenden Namen Globalsoft die Kontrolle übernimmt, wird Deutschland drei Mal in Folge Fußball-Weltmeister, worüber die Briten so geschockt sind, dass sie gleich ihre Sprache vergessen: Auf e.bay ist Englisch eine tote Sprache, die niemand mehr versteht - von der es aber rätselhafte Phrasen - Liedtitel und Textfragmente - gibt, die von Ahnungslosen als Schlüssel zu tieferen Wahrheiten und Glücksverheißungen aufgefasst werden.

Ironische Anspielungen auf den deutschen Musikbetrieb

Nun setzt die Globalsoft-Chefin Killer Queen alles daran, dass ihrer das Bewusstsein der GaGa-Untertanen kontrollierenden programmierten Musik keine Konkurrenz aus handgemachter Musik entsteht. Natürlich vergeblich. Aber bis dahin darf man viel über die Missverständnisse der rebellischen Bohemians lachen, die sich BAP Niedecken, Dieter Bohlen, Madonna, Daniel Küblböck, Ozzy, Jeannette Biedermann und so weiter nennen. Da gibt's ein Feuerwerk der Gags: "Lass mich mal das Modern Talking machen", sagt der Queen-Bohlen. Und nachdem der Anführer der Bohemians, Jeannette Biedermann, im Kampf gegen die GaGa-Polizei getötet wird, sagt Galileo zu Scaramouche: "Ich bin der Mann, auf den die Welt gewartet hat. Hat Jeannette Biedermann gesagt." Scaramouche ist das rationalste Wesen im Stück und sagt trocken: "Hört sich wie kompletter Schwachsinn an."

Elton hat das Stück, das May und Taylor gefiel, weil es keine Queen-Biografie ist, als "ziemlich blöde Geschichte" bezeichnet. Und die funktioniert so prächtig, weil die pompösen und glamourösen Queen um den 1991 an Aids gestorbenen Sänger Freddie Mercury in ihren besten Momenten es schafften, selbst im Kitsch noch großartig zu sein. "Ich wollte den Geist von dieser Band hervorbringen. Den Spirit des Rock'n'Roll", erklärte Elton. Das ist unverrockbar gut gelungen.

be/ap

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