Auf der Hollywoodschaukel mit ... Juli "Es fällt schwer, optimistisch zu bleiben"

Der Sommer ihres Lebens? Die Band Juli über das wohlverdiente Ende der Klingeltöne, Pessimismus und schlaflose Nächte wegen Haselnuss-Eis.
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Juli: Der Sommer unseres Lebens

Eva Briegel, Jonas Pfetzing, Simon Triebel, Andreas Herde und Marcel Römer hießen mal Sunnyglade und sangen auf Englisch, dann wurde es Juli und auf Deutsch, und die Band aus Gießen räumte ab, was es im deutschen Musikgeschäft abzuräumen gab. Die "Perfekte Welle" rollt seit zehn Jahren, es ist immer noch eine "Geile Zeit". Jedes Album hat bisher mindestens ein Stück Soundtrack zum Leben geliefert. "Insel" heißt das vierte und ist keine Ausnahme.

Vier Jahre sind seit dem letzten Album vergangen – waren die lang oder kurz?


Simon: Während wir mitten drin steckten sehr lang. Im Rückblick sind sie aber relativ schnell vergangen. Wir haben an dem Album ja schon zweieinhalb Jahre gearbeitet.
Eva: Es hat sich nicht wahnsinnig lang angefühlt.

Sie hatten sich ein bisschen aus den Augen verloren, wie hat Juli sich wieder gefunden?


Eva: Beim dritten Album waren wir ein bisschen verstreut. Aber jetzt ist Simon nach Berlin gezogen, und bis auf Dedi leben wir wieder zusammen.

Wie, Sie wohnen zusammen?


Jonas: Um Gottes Willen!
Eva: Nein, aber in Berlin, in einem Bezirk. (lacht)

Haben Sie diesen Druck gespürt, die ganze Zeit präsent sein zu müssen? Auf Twitter, Instagram, Facebook …


Simon: Wenn das Album fertig ist und man sich mit der Plattenfirma bespricht, um zu sehen, was man alles machen kann, gibt es immer wieder neue Dinge, gerade im Internet, von denen wir teilweise noch nie gehört haben. Und wir sind nicht weltfremd. Es ist echt krass, was innerhalb von vier Jahren passiert!
Jonas: Es gibt auch schöne Entwicklungen: Niemand von der Plattenfirma nervt uns mehr wegen Klingeltönen.
Simon: Es ging nicht ohne.
Jonas: Das gibt es nicht mehr, das finde ich schön.
Marcel: Mir war klar, dass die bald verschwinden, deshalb war es mir wurscht.

Das Album hat pessimistische Töne: Das Leben wird chaotischer, schneller, härter, und die Stimme, die sich dem entgegenstellt, klingt zunehmend zerbrechlich …


Simon: Wenn ich Freunden unsere Musik vorspiele, gibt es immer ein paar, die sagen "Oh Gott, das ist aber traurig", und ich denke "Was? Das ist doch total schön!" Vielleicht ist das so eine Wahrnehmung. Aber mir ist es beim Hören ehrlich gesagt lieber, dass jemand über etwas schreibt, das er tatsächlich fühlt, als dass er am Reißbrett ein fröhliches Lied komponiert, das einem gar nicht so nah ist.
Andreas: Es gibt auch überhaupt keine haltbaren emotionalen, fröhlichen Lieder. Außer an Fasching.


Andreas: Ja, na gut.
Jonas: Ich finde das gar nicht so pessimistisch.
Eva: Ich merke, das ich mit dem Alter immer pessimistischer werde. Vor zehn Jahren habe ich noch gedacht: Ach, was die Menschheit braucht, wird es immer geben, weil es in uns liegt. Mittlerweile denke ich, halb am Arsch ist die Welt ja schon. Unwahrscheinlich, dass sich das noch mal umdreht. Vielleicht übertreiben die ganzen Experten ja, aber wenn man ihnen glaubt, fällt es schwer, optimistisch zu bleiben.
Marcel: Uns geht es doch eigentlich allen ziemlich gut. Unsere Welt ist gar nicht am Arsch. Wir leben halt auf der anderen Hälfte.
Eva: Aber du lebst in einer Welt. Das sind keine zwei, die voneinander getrennt sind. Das fließt alles ineinander. Und wenn man Kinder hat, so wie ich meine Tochter, dann macht man sich Gedanken, was in 50 Jahren ist und was in 70. Die wird wahrscheinlich 130. Keine Ahnung, wie es dann aussieht.

Ich wollte niemanden runterziehen: Was ist denn Ihre liebste Sommerbeschäftigung?


Eva: Im Schatten sitzen.
Simon: In Berlin ist es besonders schön, sich einfach in den Park zu legen.
Eva: Meine liebste Sommerbeschäftigung ist es, aus Berlin wegzufahren. Ich finde den Sommer hier überhaupt nicht so toll wie alle anderen Berliner.
Jonas: Ich verstehe Menschen nicht, die sich diesen Winter hier geben, um dann im Sommer die Stadt zu verlassen. Ich finde es aber super, dann ist es nicht so voll.
Andreas: Mein Traum ist es, am Meer zu sein.
Marcel: Ich zelebriere den Sommer. Ich habe ein sehr kurzes Höschen (lacht) und fahre mit meinem Rädchen zu diversen Wiesen, um mich einfach dort hinzulegen. Und ich habe einen Sommertipp! Wenn man einen Fahrradhelm besitzt, muss man den gar nicht absetzen, wenn man sich auf die Wiese legt. Der ist die perfekte Kopfstütze.

Haben Sie ein Lieblingseis auf der Wiese?


Marcel: Florida Eis.
Eva: After-Eight-Geschmack.
Simon: Zitroneneis.
Andreas: Bei uns kommt jeden Tag ein Eiswagen vorbei mit schöner Musik. Auch Sonntags und bei Regen, und ich kaufe da immer Zitrone und Joghurt.
Jonas: Florida Haselnuss. Der Marcel hat mir kürzlich mitten in der Nacht ein Foto aus seinem Eisfach geschickt. Da lag eine volle Packung drin. Und dann konnte ich nicht mehr einschlafen.

Das Gespräch führte Sophie Albers Ben Chamo.

Sophie Albers Ben Chamo

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