"Elton mochte ich gleich. Ich spürte sein Talent – deshalb nahm ich auch Kontakt mit ihm auf –, und wir lagen sofort auf einer Linie. Er hatte ein hübsches kleines Apartment, mit Piano und allem, und wir stiegen umgehend in eine Porträtsitzung ein." Es war im Jahr 1970, als Terry O'Neill zum ersten Mal auf Elton John aufmerksam wurde. Er war gerade in den USA und der Song "Take Me to the Pilot" lief im Radio. O'Neill erkannte das Talent hinter der Stimme und begann zu recherchieren. Er fand heraus, das Elton John Brite war, ursprünglich Reginald Dwight hieß und, genau wie er selbst, in London lebte. Terry O'Neill nahm Kontakt zu seinem Manager auf und machte einen Termin für ein Fotoshooting aus – auf das unzählige weitere folgen sollten.
O'Neill wollte ursprünglich selbst Musiker werden und verließ mit 14 Jahren die Schule, um in einer Jazzband Schlagzeug zu spielen. Nach seinem Militärdienst arbeitete er als Flugbegleiter bei British Airways und parallel als Fotograf für die Fluggesellschaft. Als Fotograf machte er sich schnell einen Namen, die "Vogue" schrieb einmal über ihn: "Unter den legendären Fotografen gibt es wohl kaum einen so produktiven oder angesehenen wie Terry O'Neill, den Mann, der die wirklich Großen ablichtete." Der Starfotograf verstarb im Alter von 81 Jahren am 16. November 2019. Elton John gedachte seiner auf Twitter.
"Eine 45 Jahre anhaltende Arbeitsbeziehung"
Über die Jahre baute sich zwischen Terry O'Neill und Elton John eine Beziehung auf, die O'Neill in seinem Buch zwar "eine 45 Jahre anhaltende Arbeitsbeziehung" nennt, die jedoch weit darüber hinausging. Nicht der Fotograf musste um Fotoshootings bitten, sondern Elton rief ihn an, wenn er einen Fotografen brauchte. So lernte O'Neill auch Elton Johns privates Umfeld kennen, seine Mutter, seine Großmutter, er war auf seinem Anwesen in Windsor, das der Musiker 1975 bezog und bis heute besitzt.
Mit "Elton John: Das Porträt – Fotos aus 40 Jahren" setzt Terry O'Neill nicht nur dem stets schillernden Elton John ein Denkmal, sondern auch seiner eigenen Arbeit. Der Mann, dessen Karriere mit Aufnahmen von Winston Churchill und den Beatles begann, erinnert sich in dem Bildband an die Geschichten zu den Aufnahmen, als würde er in seinem privaten Album blättern. Nicht nur für Fans von Elton Johns Musik ist das Buch eine echte Bereicherung.