Eurovision Song Contest 2016 Mit diesen spektakulären Tricks will Russland den ESC gewinnen

Siegfried und Roy können einpacken: Russland begeistert beim Eurovision Song Contest mit gigantischen Tricks. Der Auftritt von Superstar Sergey Lazarev zeigt, was technisch machbar ist - erreicht jedoch nicht das Herz.

Hamsterräder, Trampolins und brennende Kleider - alles schon da gewesen beim Eurovision Song Contest. Doch das ist neu: Sergey Lazarev geht glatt die Wand hoch. Und zwar auf nur virtuell vorhandenen Stufen. Dann legt er sich hin und scheint zu schweben. Ohne Seil und ohne doppelten Boden wird er eins mit der Technik. Während um ihn herum die Bühne in Einzelteile zerfällt, rettet er sich auf eine weiße Scholle, um dann auf ihr durchs All zu fliegen. Wow, was für eine gigantische Show - da wären selbst Siegfried und Roy neidisch.

Russland zeigt beim ESC 2016 in Stockholm, was mit aufwendiger Technik möglich ist. Mit dem Auftritt von Lazarev werden neue Maßstäbe in puncto Bühnenshows gesetzt. Damit setzt sich ein Trend fort, der im vergangenen Jahr schon dem Schweden Mans Zelmerlöw zum Sieg verholfen hat. Der tanzte mit Strichmännchen um die Wette und begeisterte damit die Fernsehzuschauer. Sein Song "Heroes", ein eher durchschnittlicher Popsong, wurde dank der genialen Bühnenumsetzung zum Gewinner.

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Alles auf Sieg: Russland will den ESC gewinnen 

Noch technischer, noch besser, noch perfekter - so will Russland den diesjährigen ESC für sich entscheiden. Die Proben in der Stockholmer Globe Arena geben eine Vorgeschmack darauf, welch perfekt inszenierten Auftritt die Zuschauer beim ersten Semifinale am Dienstag zu sehen bekommen werden. Russland will gewinnen - da spielen Kosten keine Rolle.

Mit Sergey Lazarev - einem russischen Justin Timberlake - wurde nicht nur ein Superstar verpflichtet, der seiner Heimat Millionen Platten verkauft, sondern mit Filip Kirkorov, Dimitris Kontoupolos und Fokas Evangelinos drei erfolgreiche ESC-Macher. Auf ihr Konto gehen der ESC-Sieg von Helena Paparizou und etliche zweite Plätze. Jetzt trimmen sie Lazarev auf Erfolgskurs.

Jeder Schritt, jede Bewegung von ihm muss sitzen, sonst misslingt die Wirkung der Tricktechnik. Doch der 33-Jährige macht seine Sache gut. Trotz der enormen Anforderungen ist ihm die Anspannung in keinem Moment anzumerken. Souverän absolviert er die einzelnen Szenen des Auftritts, alles wirkt fließend und harmonisch. Und singen muss er schließlich auch noch - selbst wenn er mit den Beinen nach oben liegend vor der Wand hängt. Ein perfekter Auftritt.

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Vielleicht etwas zu perfekt. Denn es mag noch so viel beeindruckenden technischen Schnickschnack geben, die Inszenierung lässt Lazarev als Künstler und Mensch kaum Spielraum. Er lächelt nie und hat keine Zeit, mit den Zuschauern zu flirten. So wirkt die gesamte Show etwas herzlos, sogar unsympathisch. Und das, obwohl der Moskauer ein Netter ist.

Lazarev ohne Starallüren

Das stellte Lazarev bei der Pressekonferenz nach seiner Probe am Freitag unter Beweis. Keine Spur von Starallüren oder Überheblichkeit. Wie er es fertig bringe, vor einer Wand zu schweben, wurde er gefragt. "Ich habe eben Flügel", sagte der Russe und zeigte seine Flügeltattoos auf den Oberarmen, "die helfen mir". Ob sie ihn am 14. Mai auch zum Sieg im großen Finale tragen werden?

Das ist noch längst nicht ausgemacht. Denn Lazarevs Auftritt polarisiert. Während die einen völlig geflasht sind von dem, was sie gerade zu sehen bekamen, halten andere die Show für völlig überladen, für ein Spektakel ohne Herz, für eine seelenlose Leistungsschau. Sollte Lazarev es gelingen, ein bisschen mehr Wärme auszustrahlen, wird ihm der Sieg aber wohl nicht mehr zu nehmen sein.

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