Um es vorweg zu sagen: Über die Sache mit dem Busenblitzer sprachen sie nicht an diesem Freitagabend. Es gab keinerlei Anzüglichkeiten, nichts Halbseidenes, nur einen frisch-fröhlichen Plausch zwischen Lena Meyer-Landrut, "unserem Star" für Oslo, und Barbara Schöneberger, die schon seit Jahren unser Star für alles Mögliche ist, aber eben auch Moderatorin der NDR-Talkshow. Die Enthüllungen waren, so gehört es sich für die kreuzbrave Sendung, eher mentaler Natur.
Allerdings ist diese Art der Enthüllungen bei Meyer-Landrut auch völlig ausreichend, die körperliche Entblößung ebenso wie die private Zurschaustellung hat sie nicht nötig. Selbst im Gespräch mit der laut-frechen Schöneberger bestach die 18-Jährige durch die Eigenschaften, die sie seit Monaten zu Deutschlands Liebling, zum Traum aller Erwachsenen machen, zum Darling des Bildungsbürgertums: Schlagfertig war die Abiturientin, nicht plump-schlagfertig, sondern elegant-schlagfertig, gewitzt, komisch, ausdrucksstark - fürs Gemüt so erfrischend wie eine Minzepastille für den Atem. Sowas nimmt man gerne, bei der ganzen Privatgülle, die einem sonst so vorgesetzt wird.
Und so offenbarte Meyer-Landrut nichts Weltbewegendes, aber sie verpackte es unterhaltsam, spielerisch. Es sei ja so, dass sie sich eher durch Zufall bei der Castingshow "Unser Star für Oslo" beworben habe, und nein, eine grandiose Stimme habe sie auch nicht. "Ich halte mich für eine Grotten-Sängerin", bekannte sie. Und, auch nein, Sängerin habe sie nicht schon immer werden wollen. "Ich wollte eigentlich gar nicht Sängerin werden, weil mir das zu weit entfernt schien", sagte sie. "Da hatte ich den plausiblen Weg nicht im Kopf. Das war keine Alternative für mich."
Poesie für Oslo
Richtig poetisch, es lebe das Bildungsbürgertum, wurde Meyer-Landrut, als es um die Frage ging, welche Bedeutung der Eurovision Song Contest am 29. Mai in Oslo für sie habe. "Mein Leben ist ein Weg, eine Allee", sagte sie. "Und jedes Erlebnis ist ein Bäumchen. Und die Bäumchen wachsen. Und Oslo ist von vorneherein ein ziemlich großer Baum. Und wird auch immer größer sein als andere. Aber es bleibt ein Baum auf dem Weg." Eine gedankenschwere Metapher war das. Treffend zwar, aber sehr, sehr schwer. Diese Schwere zauberte Meyer-Landrut dann allerdings schon im nächsten Satz weg, in dem sie sich selbstironisch auf die Schippe nahm. "Ist das nicht schön", fragte sie - und aus ihren Augen blitzte der Schalk.
Und so war dieser Abend eine Art Kammerspiel für Meyer-Landrut. Scheinbar privater, intimer als die ganz großen Shows. Aber mit den gleichen Zutaten des Erfolgs. A propos Erfolg. Gefragt wurde die Hannoveranerin auch, ob sie denn unbedingt gewinnen wolle in Oslo. Klar, sagte sie, aber im Kern sei doch das Erlebnis das Wichtigste, selbst wenn man zweiter, dritter oder achter würde. Und noch etwas wollte Schöneberger wissen: Welchen Anteil denn Stefan Raab, der Starmacher, an ihrem Erfolg habe. "Für mich hat er eine ganz schön große Schuld", sagte Meyer-Landrut kokett. Ihre Augen blitzten. Das Publikum lachte. Und ein intelligenter Star hatte einen Punkt mehr gemacht.